VKS-Sachwert-Kongress 2024: Nahversorgungszentren – die Renner bei Gewerbeimmobilien
Einerlei, ob Gewerbe oder Wohnen – bei deutschen Immobilien zeigten sich die Kongressteilnehmern verhalten optimistisch. Erste Zinssenkungen und die rückläufige Inflation zeigen Wirkung.
2023 sei ein spannendes Jahr gewesen, meinte Florian Bormann, Geschäftsführer der Immac Immobilienfonds, und brachte es auf den Punkt: „Wenn Sie Eigentümer einer Wohnung sind und Ihr Mieter zieht aus, dann verkaufen Sie nicht gleich die Wohnung. Sie suchen einen neuen Mieter.“ So habe er es gehalten. Es waren Nachverhandlungen bei den Kostenträgern notwendig, aber kein Betreiber des Immac-Portfolios fiel letztlich aus. Insgesamt also keine dramatische Entwicklung: Die Preise sind etwas gefallen, aber ziehen jetzt wieder an. Ähnlich sah es Robert Constabel, Senior Key Account Manager bei Verifort Capital: Es habe erhebliche Umschichtungen gegeben und neben den höheren Zinsen mussten gestiegene Bau- und Personalkosten verkraftet werden. Gerade bei Sozialimmobilien, aber auch im Bereich der Nahversorgung ist der Bedarf aufgrund der demografischen Entwicklung gut planbar.
Sven Mückenheim, Vertriebschef der Dr. Peters Group, konnte das nur bestätigen: Gerade das Einzelhandelssegment habe sich als wesentlicher Treiber der Belebung der Investmentmärkte gezeigt. Der deutsche Einzelhandel sei ein seit Dekaden strukturell wachsender Markt – allen Unkenrufen über die Schließung großer Kaufhäuser zum Trotz. Mit einem Transaktionsvolumen von rund 3,6 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024 – was einer Steigerung von rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspräche – sei der Einzelhandel der aktivste Teil des Gewerbeimmobilienmarktes.
Habona-Geschäftsführer Johannes Palla und Radja Reichert, Head of Sales, bringen es auf die kurze Formel: „Gegessen wird immer.“ Die Preise für Nahversorger auf dem Transaktionsmarkt geben kaum mehr nach, im Gegenteil: Das Interesse an Nahversorgern wächst. Der Zeitpunkt für den Einkauf sei gekommen.
Das Thema Nachhaltigkeit habe gerade bei Gewerbeimmobilien eine zunehmende Bedeutung. Dabei ginge es nicht nur um energetische Maßnahmen. Es sei ein langwieriger Prozess, der letztlich den gesamten Betrieb umfasse. Es sei mehr erforderlich als nur ein neuer Anstrich, meinte Constabel: Daher lege er den Fokus auf händelbare Objekte – gerade, wenn Maßnahmen erforderlich sind. Nachhaltigkeitsaspekten wird künftig große Bedeutung zukommen, sagte Mückenheim. Dabei ginge es auch um Dachbegrünung, Parkplatz-Gestaltung und ähnliches.
Was auch bei Wohnimmobilien zuträfe, sagte Gordon Grundler, Vorstand von Primus Valor. Oftmals müssten Immobilien erst einmal vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Daher achte er bereits beim Kauf darauf, ob und wie die Immobilie auch später wieder verkauft werden kann.
2023 war auch für Wohnimmobilien ein schwieriges Jahr. „Es gab keinen Markt mehr – keinen Kauf, keinen Verkauf“, berichtete Grundler. Was letztlich zu einer deutlichen Marktbereinigung führte, meint Mark Münzing, Vorstand der DFI Deutsche Fondsimmobilien. Bereits nächstes Jahr würden die Preismultiplikatoren wieder deutlich steigen. Kann die Wohnungsnot durch Umbau von Büro- in Wohnflächen gelindert werden? Das würde komplett überschätzt, meinte Grundler: Klassische Büroflächen wären dafür ungeeignet. Denkbar sei dies allenfalls in gemischt genutzten Objekten mit beispielsweise Arzt- oder Anwaltsbüros.
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Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 20 erschienen.