Kommentar: Konstruktives Umfeld für High-Yield-Anleihen
Die Ausfallraten im Universum der High-Yield-Anleihen erreichten im Jahr 2020 mit 6,8 Prozent in den USA und vier Prozent in Europa ihren Zenit. Dies ist der höchste Stand seit der Finanzkrise 2007/08. „Der Höhepunkt dürfte jedoch durchschritten sein. Analysiert man die monatlichen Insolvenzen, so fällt auf, dass diese schon seit mehreren Monaten kontinuierlich fallen. Im Januar und Februar dieses Jahres wurde sogar kein einziger Ausfall verzeichnet. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und wir im Jahr 2021 substanziell tiefere Ausfallraten von nur zwei Prozent sehen werden“, sagt Roland Hausheer, Leiter High Yield bei dem Asset Manager Swisscanto Invest.
Momentan preise der Markt eine Ausfallrate von etwa 3,5 Prozent ein. Generell hätten High-Yield-Unternehmen beträchtliche Liquiditätspuffer aufgebaut, um die Corona-Pandemie zu überstehen. Dies wurde über die Beanspruchung von Staatshilfen, die Emission von Anleihen oder Aktien sowie durch Kostensparprogramme erreicht. Im Durchschnitt erhöhte sich die Liquidität der Unternehmen somit um rund 50 bis 70 Prozent.
Der wesentlichste Faktor dabei sei der sehr gute Zugang zum Kapitalmarkt. Selbst diejenigen Unternehmen, die von der Pandemie am härtesten getroffen wurden - namentlich Flug- oder Kreuzfahrtgesellschaften - hätten gegenwärtig keinerlei Probleme, am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen. Die Nachfrage scheine geradezu unbeschränkt. So konnte American Airlines vergangene Woche eine Jumbo-Anleihe in Höhe von rund 6,5 Milliarden US-Dollar platzieren. Trotz des riesigen Volumens übersteige die Nachfrage die Emissionsgröße um ein Vielfaches. Der Markt setze somit ein klares Zeichen, dass er die momentane Krise als temporär betrachtet. Der High-Yield-Markt verzeichnete im Jahr 2020 ein Rekordvolumen an Neuemissionen und sei auch in 2021 bereits wieder rekordverdächtig gestartet. Gleichwohl betreffe die weitaus größte Mehrheit der Transaktionen - rund 65 Prozent in 2020 und circa 80 Prozent im bisherigen Jahresverlauf - Refinanzierungen von bestehenden Schulden. Mit anderen Worten: High-Yield-Unternehmen betreiben laut Hausheer ein konservatives Bilanzmanagement und generierten keine neuen Schulden, sondern erneuerten bestehende zu günstigeren Konditionen.
„Spätestens zur Mitte dieses Jahres erwarten wir mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft eine starke globale Konjunkturerholung. Unsere Makroökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für dieses Jahr jüngst auf rund 6,4 Prozent angehoben. Und eine aufstrebende Wirtschaft ist grundsätzlich sehr positiv für High-Yield-Anleihen. Auf Unternehmensebene beobachteten wir bereits seit dem dritten Quartal 2020 eine kontinuierliche Verbesserung der Unternehmenszahlen. Wichtige Bereiche wie der Automobil- oder Freizeitsektor, die sehr stark von der Pandemie betroffen waren, erholten sich sehr rasch, wodurch sich der Ausblick für Ausfallraten allgemein aufhellt“, sagt Hausheer. „Eine starke wirtschaftliche Erholung, deutlich sinkende Ausfallraten sowie die hohe Refinanzierungstätigkeit aufgrund eines gut funktionierende Primärmarktes sind die wesentlichen Gründe für unseren weiterhin sehr konstruktiven High-Yield-Ausblick. Darüber hinaus dürfte die Geldpolitik weltweit noch lange ultraexpansiv bleiben. Nebst dem attraktiven Carry sehen wir durchaus auch Potenzial für weitere Spread-Verengungen. Vor allem in Sektoren, die stark durch Corona belastet wurden und günstige Bewertungen aufweisen. Dabei bleibt eine selektive Titelauswahl entscheidend“, so Hausheer. (DFPA/mb1)
Quelle: Marktkommentar Swisscanto Invest
Die Swisscanto Asset Management International S.A., Luxemburg, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Swisscanto Holding AG, die wiederum zum Konzern der Zürcher Kantonalbank gehört. Die Gesellschaft verfügt über eine deutsche Niederlassung in Frankfurt am Main.