Analyse: Wachstum von Wohn- und Pflegeangeboten oft durch Fachkräftemangel limitiert
Deutschland braucht dringend mehr private Investitionen in Senioren-, Wohn- und Pflegeimmobilien sowie gezielte Anreize, damit mehr in- und ausländische Fachkräfte für den Pflegeberuf gewonnen werden können. Das sind zwei Ergebnisse einer Online-Pressekonferenz, an der Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research und Strategy bei der HIH Invest Real Estate, Prof. Dr. Henric Hahr, Head of Asset Management bei Real Blue, Alexander Fröse, Managing Partner bei DLE Living, und Thomas Schulz, Geschäftsführer der zum Immobilienleasinganbieter CoRE Solutions gehörenden CHC Immobilien, teilnahmen.
Schindler sieht bei stationärer Pflege, Seniorenwohnen und ambulanten WGs aktuell eine Versorgungslücke von 350.000 Betten, die durch den geringen Neubau und die demographische Entwicklung weiter verstärkt werde. Gestiegene Zinsen und Baukosten beeinträchtigten zusätzlich die Angebotsseite und damit die Entwicklung von Gesundheitsimmobilien. Mit Ausnahme von Hamburg und Brandenburg gebe es derzeit in allen Bundesländern eine Unterdeckung, die in den beiden Ausnahmeländern von regionalen Sondereffekten überlagert werde. „In Hamburg werden die Plätze in Seniorenwohn- und Pflegereinrichtungen vielfach von Menschen aus den beiden benachbarten Flächenländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen belegt. Das nahegelegene brandenburgische Umland zieht viele Berliner Seniorinnen und Senioren an“, sagt Schindler. Aber
„Die meisten Senioren wohnen derzeit in den Ballungszentren, konkurrieren dort jedoch mit den jüngeren Generationen in den oft angespannten Märkten um Wohnraum. In den ländlichen und vor allem in den strukturschwachen Regionen schreitet dagegen die Überalterung stark voran und der Mangel an qualitativ adäquatem Wohnraum nimmt auch hier zu. Zudem fehlen insbesondere in den ländlichen Regionen verstärkt examinierte Pflegefachkräfte. Verstärkt wird diese Entwicklung zusätzlich durch den gesellschaftlichen Wandel einer stärkeren Berufstätigkeit von Frauen und somit des Wegfalls der „pflegenden Töchtergeneration“ sowie die größere räumliche Distanz zwischen älterer und Kindergeneration, die die Pflege der Angehörigen übernehmen könnte“, fasst Schindler zusammen.
Nachhaltigkeitsfokus auf Versorgungssicherheit
Im Ergebnis gebe es einen intensiven Wettbewerb um Pflegekräfte, der alle Anbieter vor große Herausforderungen stelle. Auswege aus dem Dilemma wären eine erleichterte Zuwanderung beziehungsweise die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland sowie eine höhere Wertschätzung von Pflegeberufen, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig.
Aufgrund personeller Engpässe ließen sich viele Einrichtungen nur noch mit reduzierter Auslastung betreiben. Hahr betont die besondere Verantwortung der Investoren bei der Betreiberauswahl und der Entwicklung passgenauer Nutzungskonzepte. Mit Blick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Senioren (65 plus) und Hochbetagten (80 plus) verfolge Real Blue eine ganzheitliche Portfoliostrategie mit einem hybriden Modellansatz. „Wir investieren bevorzugt in Häuser, die Betreutes Wohnen, Tagespflege und stationäre Pflege unter einem Dach vereinen.“ Darüber hinaus bemühe sich Real Blue ambulante Angebot wie Arztpraxen, Ärztehäuser, medizinische Versorgungszentren oder auch Handelsflächen zum Beispiel für Drogerien und Apotheken in die Projekte zu integrieren. (DFPA/mb1)