Aus weniger wird mehr: Aktienrisiko in einem volatilen Jahr überdenken
Die meisten Anleger verstehen implizit das Konzept des Anlagerisikos. Dem liegt ein einfaches Konzept zugrunde: Anleger erwarten eine Entschädigung für das Eingehen von mehr Risiko, so führen Kent Hargis (Co-Chief Investment Officer - Strategic Core Equities) und Sammy Suzuki (Co-Chief Investment Officer -Strategic Core Equities; Head Emerging Markets Equities) bei dem Vermögensverwalter Alliance Bernstein aus.
Angesichts der hartnäckigen Inflation und der nachlassenden Konjunktur verzeichnete der Aktienmarkt in diesem Jahr sein schlechtestes erstes Halbjahr seit 1970. Eine wachsende Zahl von Studien deute darauf hin, dass Anleger mit einem sorgfältig zusammengestellten Portfolio in der Tat weniger Risiko eingehen und dennoch den Markt langfristig schlagen können, indem sie in Aktien mit geringer Volatilität investieren. „Wir sind der Meinung, dass eine wirksame defensive Strategie auf den Fundamentaldaten der Unternehmen beruhen und sich auf Unternehmen konzentrieren sollte, die Qualitätsmerkmale (beständige Cashflows und Messgrößen für die Profitabilität wie die Rentabilität des investierten Kapitals), Stabilität (geringe Volatilität der Erträge im Vergleich zum Markt) und eine attraktive Preisgestaltung aufweisen, die sie weniger anfällig für starke Marktschwankungen machen. Wir bezeichnen das als das QSP-Universum. Während Unternehmen in traditionell defensiven Sektoren wie Basiskonsumgüter und Versorger gute Beispiele sind, umfasst das QSP-Universum Unternehmen mit herausragenden Geschäftsmodellen in jedem Wirtschaftssektor, die durch fundamentales Research und eine durchdachte Aktienauswahl aufgedeckt werden können“, sagen Hargis und Suzuki.
Unternehmen, die als „Quality Compounders“ bezeichnet werden, hätten beispielsweise erfolgreiche Geschäftsmodelle und beständige Gewinne, die durch gute Kapitalverwaltung und positives ESG-Verhalten unterstützt werden. Unternehmen wie diese könnten dazu beitragen, dass Low-Volatility-Strategien die Abwärtspartizipation begrenzen, während sie gleichzeitig an den Marktgewinnen partizipieren, allerdings nicht in vollem Umfang. Dieses Konzept lasse sich veranschaulichen, indem man ein sogenanntes 90/70-Portfolio gegen einen globalen Index von Investment-Grade-Aktien stellt – in diesem Fall den MSCI World Index. Dieses theoretische 90/70-Portfolio wird so genannt, weil es 90 Prozent der Marktgewinne in Aufschwungphasen mitnehmen würde, während es in Abschwungphasen nur 70 Prozent der Marktverluste hinnehmen müsste. Anhand der Daten seit dem 31. März 1986 (Einführung des Index) bis zum 31. Juli 2022 haben wir festgestellt, dass unser hypothetisches 90/70-Portfolio in diesem Zeitraum annualisierte Erträge erzielen würde, die um drei Prozentpunkte höher sind als die des MSCI World Index – und das bei geringerer Volatilität.
Bei der Identifizierung von 20 Marktabschwüngen zwischen Januar 1970 und dem 31. Dezember 2021 wurde festgestellt, dass S&P-500-Aktien, die in das höchste Quintil für QSP-Merkmale eingeteilt wurden, während Marktabschwüngen relativ gut abgeschnitten haben. Bei näherer Betrachtung dieser tiefen Rezessionen können wir feststellen, dass das oberste Quintil des S&P 500 auf der Grundlage von Qualität, Stabilität und Preis während der durch das OPEC-Ölembargo ausgelösten Rezession von 1973 bis 1974 um 36,9 Prozent fiel – weniger als der Rückgang des S&P 500 von 42,6 Prozent. Und während der Rezession von 1980 bis 1982 legten die QSP-Aktien sogar um 8,5 Prozent zu, während der Markt um 16,5 Prozent fiel. „Wir sind davon überzeugt, dass es mithilfe von Fundamentalanalysen möglich ist, ein Portfolio aus attraktiv bewerteten Unternehmen mit wichtigen Qualitäts- und Stabilitätsindikatoren zusammenzustellen, das in Aufschwungphasen erfolgreich sein kann und gleichzeitig periodischen Volatilitätsschüben standhält. In Zeiten wie diesen kann ein ruhigeres Fahrwasser genau das sein, was die Anleger brauchen“, sagen Hargis und Suzuki. (DFPA/mb1)
Alliance Bernstein Ltd (AB), ist ein globales Vermögensverwaltungs- und Research-Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen von rund 667 Milliarden US-Dollar (Stand: 31. August 2022).