"Bauzinsen schwanken stark und sinken leicht"
Die Zinsen für Baufinanzierungen sind volatil und schwanken unter dem diesjährigen Höchstniveau von rund vier Prozent für zehnjährige Darlehen. Für die kommenden Monate erwartet Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein, weiterhin stärkere Auf- und Abwärtsbewegungen und hält tendenziell einen weiteren Anstieg für möglich.
In den vergangenen Wochen bewegten sich die Zinsen für Baufinanzierungen im Zickzack-Kurs. Grund für die Schwankungen ist laut Neumann die extreme Unsicherheit an den Märkten: „Jede Meldung zur Entwicklung der Inflation, zu Wirtschaftsdaten und zur Strategie der Zentralbanken kann deutliche Zinsbewegungen auslösen.“ So sind in Erwartung der deutlichen Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Oktober die Baufinanzierungszinsen zuvor stark nach oben gegangen: Innerhalb von zwei Wochen stiegen sie um rund 0,6 Prozentpunkte. Anschließend machte sich die Erwartung Platz, dass es das erst einmal gewesen sein könnte mit den Mammut-Zinsschritten und als Folge gaben die Zinsen nach. Allerdings nur kurz. Die Ankündigung von EZB-Chefin Christine Lagarde, dass auch zukünftig konsequent gegen die Inflation vorgegangen werden müsse, drehte die Zinskurve wieder nach oben. Zinsdämpfend dagegen wirkt sich die Annahme aus, dass die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, sowie rückläufige Preise für Strom und Gas. Aktuell beträgt der repräsentative Bestzins von Dr. Klein 3,52 Prozent (Stand: 21. November 2022). Damit liegt er rund 0,3 Prozentpunkte unter dem Niveau vom Oktober.
Für die letzten Wochen des Jahres rechnet Neumann nicht mit signifikanten oder nachhaltigen Veränderungen. Aber: „Dass die Bauzinsen im ersten Halbjahr 2023 weiter ansteigen, ist wahrscheinlich“, so seine Prognose. Ihm zufolge wird sich die Inflation in den kommenden Monaten auf hohem Niveau verfestigen und der EZB keinen Anlass geben, Entspannungssignale zu senden. Eher im Gegenteil: „Wenn die EZB mit ihrer Kommunikation den Boden bereitet für deutlichere Zinsschritte als sie heute erwartet werden, dürfte das die Zinsen wieder unter Druck setzen.“ Neumann zufolge nimmt aber das Tempo der Zinserhöhungen vermutlich ab und sehr große Zinsschritte werden seltener.
Die derzeitige Zinssituation führt nach Einschätzung von Dr. Klein zu einem erhöhten Beratungsbedarf bei Baufinanzierungen. „Vor allem die erschwerte Leistbarkeit von Immobilien durch das hohe Preisgefüge lässt Kaufwillige ihre Pläne neu berechnen“, berichtet Neumann. „Die Frage ist nicht nur, ob man sich die immer noch teuren Immobilien derzeit leisten kann, sondern ob man das auch möchte.“ Denn auch bei den zu erwartenden Nebenkosten herrsche Unsicherheit. Wohin entwickeln sich die Energiepreise und welche Modernisierungen können in die Finanzierung aufgenommen werden? (DFPA/JF1)
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