Corona-Krise ebnet langfristig Weg für mehr Edtechs
Laut Dr. Kirill Pyshkin, Fondsmanager des „Credit Suisse (Lux) Edutainment Equity Fund“ beim Vermögensverwalter Credit Suisse, hat die Covid-Krise die Digitalisierung im Bildungswesen um fünf bis zehn Jahre beschleunigt. Im vergangenen Jahr habe der Bildungssektor noch die geringste Nutzerakzeptanz für digitale Technologien gezeigt. Inzwischen sei Bildungstechnologie („Educational Technology“, Edtech) – in den Fokus gerückt und gewissermaßen Teil des Mainstreams geworden. Den Grund erläutern Themenaktienspezialist Pyshkin und James Gifford, Leiter Impact Advisory bei Credit Suisse, in ihrem aktuellen Marktkommentar.
Das Coronavirus zwang Schüler, Studenten und Pädagogen weltweit, von einem Tag auf den anderen auf digitalen Unterricht umzustellen. Dies führte in den vergangenen Monaten zu einem beispiellosen Experiment, bei dem digitale Lernangebote in rasantem Tempo eingeführt wurden. Ende April 2020 erhielten rund 1,7 Milliarden Schüler und Studenten Fernunterricht über eine Kombination aus Arbeitsplatz- und Lerntechnologien wie Zoom, Google Classrooms und Microsoft Teams – und Anbieter von Sprachlern-Apps, Online-Lernplattformen und Nachhilfediensten verzeichneten Spitzenwerte beim Datenverkehr und bei den Nutzerzahlen. Darunter fallen auch Edtech-Unternehmen wie Duolingo, die chinesischen Lernplattformen Koolearn, GSX und Youdao, oder Plattformen wie Seesaw oder das indische Byju.
Mehr noch: Einige Dienstleister – beispielsweise aus China, Brasilien und den USA – haben in Zeiten der Krise ihr gutes gesellschaftliches Engagement („Corporate Citizenship“) gezeigt und ihre Dienste kostenlos angeboten. „Damit haben viele Edtech-Unternehmen wichtige Gesellschaftsrollen übernommen“, sagt Pyshkin. Dazu gehört beispielsweise Afya Educational, ein führendes Unternehmen im Bereich der medizinischen Ausbildung in Brasilien, das Präsenzunterricht auf die Online-Plattform des Unternehmens verlagerte und diese anderen medizinischen Einrichtungen kostenlos zur Verfügung stellte. Auch die chinesische Nachhilfeplattform Youdao und das US-Unternehmen 2U, das in Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten Online-Plattformen für stark nachgefragte Studiengänge betreibt, boten ihre Kurse während des Lockdowns kostenlos an.
„Die Pandemie brachte den Kunden Dienstleistungen näher, von denen diese vor dem Lockdown nicht einmal ahnten, dass sie sie benötigen würden“, so Pyshkin weiter. Zwar sei es noch zu früh, um abzuschätzen, wie viele Nutzer des zurzeit kostenlosen Angebots schlussendlich zu zahlenden Abonnenten werden. Selbst bei einer deutlich geringeren Konversionsrate als in der Vergangenheit würde das nach Meinung der Autoren immer noch einen deutlichen Anstieg zahlender Kunden bedeuten und die Umsätze der Zukunft ankurbeln. Zudem würden so die Kundengewinnungskosten reduziert – ein erhebliches Umsatzwachstum bei gleichzeitiger Verbesserung der Margen. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Credit Suisse
Die Credit Suisse AG ist eines der größten global tätigen Finanzdienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Zürich. Credit Suisse Asset Management ist Teil des Unternehmensbereichs Asset Management der Credit Suisse Group und verwaltet weltweit Vermögen von über 410 Milliarden Schweizer Franken (Stand: 31.März 2020).