EU-Taxonomie: "Erst jedes fünfte Unternehmen nutzt Standardprozesse für die Datenlieferung"
Seit Anfang 2022 müssen zur nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtete Unternehmen erstmals auch Angaben zur sogenannten EU-Taxonomie machen, also „grüne“ Kennzahlen veröffentlichen. Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland Unternehmen befragt, wie sie die Implementierung der EU-Taxonomie gemeistert haben.
Insgesamt 170 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wurden von PwC befragt. Ein zentrales Ergebnis der Umfrage: Knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) hat bereits mit der Konformitätsberichterstattung zur EU-Taxonomie begonnen. Nadja Picard, Global Reporting Leader bei PwC Deutschland: „Das ist ein guter Wert, wenn man bedenkt, wie viel Aufwand mit der Umsetzung verbunden ist.“ Diesen schätzen nur 13 Prozent der taxonomieerfahrenen Unternehmen als gering ein, 54 Prozent halten ihn für mittelgroß.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen den Umsetzungsaufwand für die EU-Taxonomie häufig noch unterschätzen, zum Teil massiv. Zusätzliche Berichtsthemen und die Konformitätsprüfung werden ihn weiter erhöhen. Unternehmen sollten die erforderlichen Ressourcen unbedingt zügig freigeben oder beschaffen, um späteren Zusatzaufwand zu vermeiden“, sagt Picard.
Überraschend sei, dass zwei Drittel der befragten Unternehmen noch keinen standardisierten Prozess zur Lieferung der taxonomierelevanten Daten entwickelt haben. Picard betont: „An standardisierten Prozessen führt kein Weg vorbei, damit die berichteten Daten verlässlich sind und künftig eine zuverlässige Steuerung des Unternehmens ermöglichen.“ Dazu gehöre es insbesondere, Prozesse und Verantwortlichkeiten klar zu definieren. „Nur so lassen sich mittelfristig viele der erforderlichen Reportingprozesse automatisieren. Das ist erforderlich, um den Aufwand für die Berichterstattung trotz steigender Anforderungen stabil zu halten“, erläutert Picard.
Für automatisierte Prozesse seien dezidierte Nachhaltigkeitsreportingtools essenziell. Solche Tools nutzt allerdings erst etwa jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) - und spezielle Tools für die Berichterstattung zur EU-Taxonomie nutzen sogar nur neun Prozent. Immerhin: 41 Prozent der befragten Unternehmen wollen künftig spezielle Tools einsetzen. Derzeit nutzen knapp drei Viertel der befragten Unternehmen Excel für die EU-Taxonomie-Berichterstattung, etwa jedes vierte Unternehmen setzt auf Word und rund jedes fünfte nutzt E-Mails.
„Excel- oder Word-Dateien sind aus unserer Sicht für die Berichterstattung zur EU-Taxonomie nicht geeignet, weil diese Dateiformate nicht über Zugriffskontrollen und nur bedingt über eine Änderungsverfolgung verfügen. Somit erlauben sie keine prüfsichere Dokumentation“, so Picard. (DFPA/TH1)
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