"Gefühlter Stillstand am gewerblichen Investment-Markt"
Im dritten Quartal 2022 wurde laut der international tätigen Immobilienberatung Cushman & Wakefield (C&W) auf dem deutschen Investment-Markt für Gewerbemmobilien ein Transaktionsvolumen von rund 12,6 Milliarden Euro erzielt. Damit wurden in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 40,24 Milliarden Euro erzielt, was wiederum dem Durchschnittswert dieses Zeitraums aus den fünf vorangegangenen Jahren entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Transaktionsvolumen um sechs Prozent.
Das positive Bild des Transaktionsvolumens im Vorjahresvergleich kann laut C&W nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Investment-Markt in einer schwierigen Situation befindet. „Der Markt bleibt deutlich unter seinen Möglichkeiten. Das Angebot ist da, doch es fehlen die Käufer. Vor allem Core-Produkte bleiben liegen, zu groß ist die Sorge, in sechs Monaten festzustellen, dass man zu teuer eingekauft hat. Diese Sorge wird uns noch einige Monate begleiten“, erläutert Alexander Kropf, Head of Capital Markets bei Cushman & Wakefield in Deutschland.
Ökonomen sind sich einig, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter anheben wird, unklar lediglich sei, wie oft und wie stark jeweils. Damit fehle weiterhin ein verlässliches Finanzierungsband für Investoren. Vor diesem Hintergrund wird es laut C&W im Jahr 2022 nicht zu einer Jahresendrallye kommen. C&W prognostiziert daher für das Gesamtjahr 2022 ein Transaktionsvolumen von nur leicht über 50 Milliarden Euro. Damit würde es auf das Niveau der Jahre vor 2017 zurückfallen.
Der im zweiten Quartal begonnene Anstieg der Renditen hat sich im dritten Quartal fortgesetzt. In den Top-7-Märkten liegt der Mittelwert der Spitzenrendite für Büroobjekte nun bei 3,23 Prozent (plus 24 Basispunkte), für Geschäftshäuserbei 3,45 Prozent (plus acht Basispunkte) und für Logistikimmobilien bei 3,61 Prozent (plus 50 Basispunkte). Die mittlere Spitzenrendite für Büros ist damit so hoch wie seit Mitte 2018 nicht mehr. München ist unverändert der teuerste Büromarkt (3,00 Prozent), gefolgt von Frankfurt (3,10 Prozent), Hamburg (3,15 Prozent) und Berlin (3,20 Prozent). Bei Geschäftshäusern sind München und Düsseldorf mit einer Spitzenrendite von jeweils 3,10 Prozent die teuersten Märkte. Logistikobjekte in Stuttgart (3,70 Prozent) notieren zehn Basispunkte höher als in den anderen sechs Top-Regionen. Angesichts der erwarteten weiteren Zinsanhebungen erwartet C&W in den kommenden Monaten weiter steigende Renditen.
Im bisherigen Jahresverlauf haben Büroimmobilien mit rund 41 Prozent und 16,34 Milliarden Euro den größten Anteil des Transaktionsvolumens vereint. Jedoch konnten sie ihr Umsatzvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nicht steigern. Dagegen erhöhte sich das Transaktionsvolumen bei Logistik- und Industrieobjekten im Jahresvergleich um 38 Prozent und erreichte mit 7,92 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Im Segment der Handelsimmobilien stieg das Transaktionsvolumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Der Anteil von Hoteltransaktionen am Marktgeschehen betrug drei Prozent. Gegenüber dem Vorjahr gab das Investitionsvolumen um rund sieben Prozent auf 1,15 Milliarden Euro nach. Die 8,53 Milliarden Euro, die auf Transaktionen außerhalb der vier klassischen Hauptnutzungsarten entfallen, wurden vor allem durch Verkäufe von mischgenutzten Objekten und Entwicklungsgrundstücken generiert. Diese beiden Assetklassen vereinen einen Marktanteil von knapp 16 Prozent am Gesamttransaktionsvolumen. (DFPA/JF1)
Cushman & Wakefield, Inc. ist ein internationales Immobilienberatungsunternehmen mit Sitz in New York. Das 1917 gegründete Unternehmen beschäftigt mehr als 50.000 Mitarbeiter in weltweit über 60 Ländern. In Deutschland ist das börsennotierte Unternehmen mit Niederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und München vertreten.