Geldanlage in Corona-Zeiten: Zwischen Zuversicht und Skepsis
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat ermittelt, wie die Menschen in Deutschland die Chancen des Sparens in aktienbasierten Anlageformen (Aktien, Aktienfonds oder fondsgebundene Lebensversicherungen) einschätzen. Die Zahlen zeigten zwei Welten: Über die Hälfte der Menschen meint, es gebe vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie keinen Grund zur Aufregung. Die aktuelle Situation biete Chancen, und das Engagement an der Börse soll wie bisher fortgesetzt oder sogar verstärkt werden. Jeder Fünfte will hingegen pausieren oder sein Engagement reduzieren.
Erstmals ermittelte das DIVA im Mai und Juni 2020 den so genannten Deutschen Geldanlage-Index, der die Einstellungen und Einschätzungen der Menschen in Deutschland zur Geldanlage, insbesondere in Aktien, Aktienfonds und fondsgebundene Lebensversicherungen, misst. Der Index wird zukünftig zweimal im Jahr ermittelt. Mit dem Index ließen sich zukünftig entsprechend Veränderungen in den Einstellungen zur Aktienanlage zum Beispiel in Abhängigkeit von der aktuellen Kapitalmarktsituation nachweisen. Das Besondere an seiner Ermittlung: Neben einer repräsentativen Stichprobe von gut 1.000 (zukünftig 2.000) Endverbrauchern werden im Index auch die Einschätzungen von rund 1.500 Experten (Finanzanlagenvermittler nach §34f Gewerbeordnung) mit rund 1,5 Millionen Kunden berücksichtigt.
Auf einer Werteskala von minus 100 bis plus 100 zeichnet der Deutsche Geldanlage-Index bei seiner erstmaligen Messung mit einem Wert von plus 44,2 tendenziell ein positives Stimmungsbild, wobei die Endverbraucher mit einem Wert von plus 24,9 hinter den Experten (plus 63,4) zurückbleiben. Dies liege daran, dass es die Aufgabe der Berater ist, ihren Kunden die Vorteile aktienbasierter Anlageformen näher zu bringen. Die insgesamt positive Stimmung decke sich mit dem aktuellen Anlegerverhalten: Einhellig berichteten Banken und Fondsgesellschaften aktuell über erhebliche Mittelzuflüsse in aktienbasierte Anlagen. „Die Deutschen haben offensichtlich dazu gelernt. Die Kurschancen im März 2020 bei einem DAX-Niveau von Corona-bedingt nur noch 8.500 Punkten haben viele genutzt. Schaut man sich die aktuellen Börsenstände an, war dies eine gute Entscheidung“, sagt Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA. Allerdings müsse davon ausgegangen werden, dass sich die Gewinne nicht gleichmäßig auf alle verteilen: Besonders profitiert hätten die Bürger in Bayern und Baden-Württemberg, eher junge Menschen und Besserverdienende, denn die verzeichneten die höchsten Werte im Geldanlage-Index.
Werden die Bürger und die Experten danach gefragt, wem sie ihr Geld am ehesten anvertrauen würden, wenn es um die Geldanlage in Aktien ginge, wäre der Staat Schlusslicht (Bürger: 14,0 Prozent; Experten: 0,9 Prozent). Auf den Plätzen eins und zwei lägen die Banken (31,6 Prozent/6,1 Prozent) und die Fondsgesellschaften (30,2 Prozent/85,4 Prozent). (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Diva
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und zugleich Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Es hat im Januar 2020 seine Arbeit aufgenommen. Das DIVA ordnet sich der Forschungsrichtung der „Behavioral Finance“ zu, einer Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften, die sich mit den tatsächlichen Verhaltensweisen und Entscheidungsprozessen der Menschen in Gelddingen beschäftigt. Wesentlicher inhaltlicher Forschungsfokus sind die namensgebenden Gebiete der Vermögensbildung und der Altersvorsorge.