Nordea sieht Aktientrendwende in der zweiten Jahreshälfte 2018
Bislang ist die Straffung der Geldpolitik noch nicht weit genug fortgeschritten, um das globale Wachstum entscheidend zu dämpfen und die Rallye bei Risikoanlagen zu beenden, schreibt der Asset Manager Nordea. Im weiteren Verlauf des Jahres 2018 dürften nach Einschätzung der Experten weder die Kapitalmärkte noch die Wirtschaft unberührt bleiben. Das führe zu höherer Volatilität und niedrigeren Erträgen als im Jahr 2017. In der zweiten Jahreshälfte 2018 könnten zudem die Aktienmärkte ihren Zenit erreichen.
In der Regel sei für diese Entwicklung zweierlei erforderlich: eine Inversion der Zinskurve und ein Spread-Tiefpunkt der Unternehmensanleihen. Aktuell würde die Zinskurve rund 50 Basispunkte von der Inversion entfernt sein. Die Verflachung der Kurve sei das Spiegelbild einer restriktiveren Geldpolitik, schreibt Nordea. Die kurzfristigen Zinsen (und damit die Finanzierungskosten) seien gestiegen, während sich die langfristigen Zinsen (und damit die potentiellen Erträge) weiterhin in engen Grenzen bewegen würden. Die Renditekurve signalisiere somit einen Trendwechsel im Kreditzyklus mit künftig sinkender Kreditnachfrage. Sofern die von Trump angekündigten Steuersenkungen diesen Trend nicht umkehren können, verspricht der Kreditzyklus für die Jahre 2018 und 2019 ein niedrigeres Wachstum, prognostizieren die Experten.
Das Inversionssignal werde stärker, wenn die Spreads der Unternehmensanleihen ebenfalls auf der zyklischen Talsohle angekommen sind. Aktuell spreche einiges dafür, dass die Spreads im Hochzinsmarkt ihren Höhepunkt erreicht haben.
Nordea hält die von der US-Notenbank angekündigten drei Zinsschritte im Jahr 2018 für unwahrscheinlich. Möglicherweise würden aber bereits zwei Zinserhöhungen ausreichen, um die Kurve in der zweiten Jahreshälfte 2018 zu invertieren. Die Asset Manager schätzen, dass Anfang 2019 eine Rezession und im dritten oder vierten Quartal des kommenden Jahres eine Trendwende an den Aktienmärkten bevorsteht. Steuersenkungen in den USA könnten dabei kurzfristig Vorteile bringen, langfristig aber zum Problem werden. Im Falle umfangreicher Konjunkturmaßnahmen sähe sich die Fed wahrscheinlich zu mehr als den angekündigten drei Zinserhöhungen gezwungen, was die Inversion der Zinskurve und eine US-Rezession beschleunigen würde. Andererseits könnte die Hausse neue Kraft gewinnen, wenn die Notenbank auf die Inversion wieder mit Lockerungsmaßnahmen reagieren sollte. Dadurch könnte sich die Kurve erneut versteilen und Rezessionsrisiken wären abgewendet.
Aus Anlegersicht sei jetzt die Zeit gekommen, die Engagements in jenen Märkten zurückzufahren, die besonders anfällig auf eine restriktivere Geldpolitik, eine Trendwende im Kreditzyklus und eine flachere Renditekurve reagieren. Hochzinsanleihen könnten in diesem Szenario als erste unter Druck geraten. Aktien würden voraussichtlich akzeptable Gewinne abwerfen, bis die Straffungsmaßnahmen die Realwirtschaft erreichen. Entsprechend favorisieren die Experten Investment-Grade-Unternehmensanleihen und weniger bonitätsschwächere Segmente.
Mit der beginnenden geldpolitischen Wende dürfte das Volatilitätspendel im Jahr 2018 stärker ausschlagen, heißt es. Auch hier verweist Nordea auf die Zinskurve: Eine Verflachung der Kurve, also ein restriktiveres geldpolitisches Umfeld, könnte die Volatilität in allen Anlageklassen erhöhen. Das bedeute, dass bestehende Makro-Trends zunehmend infrage gestellt werden müssten. Entsprechend seien alternative Anlagestrategien sinnvoll, die flexibel vorgehen und die Auswirkungen einer potentiellen Trendumkehr abfedern oder sogar von einer solchen profitieren können. Liquide Alternativen böten eine niedrige Korrelation mit dem Gesamtmarkt, sorgten für Diversifizierung, und in Kombination mit einem auf Risikoprämien konzentrierten Anlageansatz könnten sie neue Ertragsquellen erschließen, meint Nordea.
Quelle: Marktkommentar Nordea
Nordea Asset Management (NAM) gehört mit einem verwalteten Vermögen von rund 221,5 Milliarden Euro zur Nordea-Gruppe. NAM bietet europäischen sowie globalen Investoren eine breite Palette von Investmentfonds an und betreut Kunden und Vertriebspartnern wie Banken, Vermögensverwalter, unabhängige Finanzberater und Versicherungsunternehmen. (TS1)