Studie: Deutliche Delle in der Prämienentwicklung durch Covid-19
Die Managementberater von EY Innovalue erwarten deutliche Markteinbußen in der Versicherungswirtschaft durch die Corona-Pandemie. Das betrifft sowohl die Kompositversicherung als auch die Lebens- und Krankenversicherung. „Die nach wie vor relevanten Kontakt- und Mobilitätsbeschränkungen haben einen deutlichen Einfluss auf den Vertrieb“, sagt Julia Palte, Partner bei EY Innovalue. „Darüber hinaus sorgt die Verunsicherung der Privat- aber auch der Firmenkunden für Zurückhaltung beim Neugeschäft und Abrieb im Bestand.“
EY Innovalue erwartet im Komposit-Privatkundengeschäft einen Bestandsrückgang von zwei bis drei Prozent, insbesondere in den Sparten KFZ und Unfall, sieht aber den generellen Wachstumstrend nicht gebrochen, sondern zeitlich verschoben. Im Firmenkundengeschäft könnte der Rückgang mit vier bis sechs Prozent deutlicher ausfallen. Sofern es in 2021 nicht zu weiteren einschneidenden Shutdowns kommt, könnte ab 2025 das bisherige Geschäftsniveau wieder erreicht oder sogar überschritten werden. Die Einflussfaktoren seien dort differenziert zu sehen. Neben einer Marktverkleinerung durch weniger Neugründungen und zunehmenden Insolvenzen dürften Branchen wie zum Beispiel Gastronomie und Tourismus zusätzlich durch Prämienrückgänge bei umsatzabhängigen Policen betroffen sein.
Für 2020 rechnet EY Innovalue mit einem Rückgang des Neugeschäfts in der Lebensversicherung von 23 bis 27 Prozent. Dort sei insbesondere das Einmalbeitragsgeschäft betroffen. Noch stärker könnten die Rückgänge in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) sein. So sei gerade in der bAV aktuell das Neugeschäft teilweise komplett eingestellt, in der privaten Altersvorsorge drücke die anhaltende Unsicherheit auf die Abschlussbereitschaft. Hinzu kämen Beitragsfreistellungen und Storni. Hingegen erwartet EY Innovalue in der Biometrie eine Seitwärtsbewegung und mittelfristig Zugewinne aufgrund eines höheren Risikobewusstseins.
Eine wesentliche Veränderung des Vertriebswegemixes erwartet EY Innovalue nicht. „Der langfristige Trend des direkten Abschlusses wenig beratungsintensiver Produkte sowie der Bedeutungsgewinn von Maklern bleibt weiterhin intakt. Neben dem Einfluss von Covid führen zunehmende regulatorische Anforderungen und vor allem die Überalterung zu rückläufigen Zahlen der aktiven Makler“, sagt Palte. Dabei seien vor allem die Einzelkämpfer der Einzel- und kleineren Mittelstandsmakler unter Druck. Bei Pools und Vermittlerorganisationen setze sich der Konsolidierungstrend fort. Insgesamt erwartet EY Innovalue einen Rückgang der registrierten Makler bis 2025 um 18 bis 23 Prozent.
Bei den gebundenen Vermittlern wird mit Rückgängen von 30 bis 34 Prozent gerechnet. „Ausschließlichkeitsagenten sind zwar kurzfristig durch die Unterstützung der Versicherer gut gewappnet, gleichwohl bleibt der Trend zum Ausscheiden älterer Vermittler oder von Vermittlern mit hohem Leben-/Kranken-Fokus bestehen. Dies gilt insbesondere, wenn die Vermittler die digitalen Möglichkeiten der Kundeninteraktion nicht nutzen“, sagt Tobias Schulz, Director bei EY Innovalue. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung EY Innovalue
EY Innovalue ist eine strategische Managementberatung für die Finanzdienstleistungsindustrie. Das 2001 gegründete Unternehmen ist spezialisiert auf die Bereiche Insurance, Payments und Banking.