Studie: Rolle des Fremdkapitals für mehr Nachhaltigkeit
Der Weg zur Klimaneutralität ist klar vorgezeichnet. Doch er ist zugleich lang und erfordert vor allem viel Kapital. Gerade fremdfinanzierte Nachhaltigkeitsprojekte sind ein knappes Gut. Die Studie „Fremdkapital: Baustein der Nachhaltigkeit“ der Hamburg Commercial Bank (HCOB) zeigt jetzt Wege auf, wie sich das ändern ließe. Die Studie ist gemeinsam mit dem Analysehaus Zielke Research Consult entstanden.
Ende April dieses Jahres verkündete das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zu einer ganzen Reihe von Verfassungsbeschwerden gegen das deutsche Klimaschutzgesetz. Fazit: Deutschland muss zum Erreichen der Klimaziele wesentlich mehr Druck ausüben – besonders für den Zeitraum nach 2030. Die aktuelle Bundesregierung habe die Warnung der obersten Gesetzeshüter verstanden und mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes postwendend reagiert. Das Ziel der Klimaneutralität wird nun schon für 2045 ins Auge gefasst – fünf Jahre früher als mit der Welt im Pariser Klimaschutzabkommen für 2050 vereinbart.
Doch Pläne seien erst einmal nur Pläne. Damit aus ihnen Wirklichkeit wird, brauche es neben viel technologischem Wandel vor allem entsprechendes Kapital. Daran herrsche in Deutschland und Europa kein Mangel. Deutschlands Versicherungsgesellschaften sind mit mehr als zehn Billionen Euro an verwaltetem Vermögen die größten in Europa. Europäische Banken in der Eurozone verleihen mehr als sechs Billionen Euro an Haushalte und fünf Billionen Euro an Nichtfinanzunternehmen. Europäische Vermögensverwalter in der Eurozone verwalten aktuell mehr als 14 Billionen Euro.
„Die Finanzindustrie steht in besonderer Verantwortung, die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu helfen. Ihr obliegt es durch eine Finanzierungs- und Versicherungszu- oder absage die Wirtschaftsakteure zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen.“, sagt Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer von Zielke Research Consult.
Doch zugleich sei der Weg zur deutschen und europäischen Klimaneutralität im Jahr 2045 beziehungsweise 2050 lang. Auch im vergangenen Jahr sei es zu zögerlich vorangegangen. Deutsche Investments in Erneuerbare Energien lagen 2020 bei knapp elf Milliarden Euro, 2010 waren es noch knapp 28 Milliarden Euro. „Demgegenüber steht eindeutig der Wille der Finanzinstitute (Banken, Versicherer und Pensionskassen) den Weg zur Klimaneutralität mitzugehen“, sagt Inka Klinger, Global Head of Infrastructure Project Finance bei der Hamburg Commercial Bank. Sie stützt sich dabei auf eine aktuelle Umfrage von Zielke Research Consult im Auftrag der Hamburg Commercial Bank unter 32 Versicherungen, Pensionskassen und Vermögenverwaltungen, die insgesamt mehr als eine Billion Euro an Assets verwalten. „Gerade mit dem weiter zunehmenden Interesse von Kapitalsammelstellen wie Versicherungen und Pensionskassen an Anlagen im Infrastrukturbereich –sei es auf der Eigen- oder Fremdkapitalseite- steigt auch die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien und dem Berichtswesen darüber“, ergänzt Tilo Kraus, Leiter Global Sales und Syndicate der HCOB.
Industrieunternehmen sind im Rahmen der neuen CSRD-Richtlinie verpflichtet, über ihr Nachhaltigkeitsverhalten Auskunft zu geben. „Gerade die CSRD-Richtlinie, an der ich im Rahmen der EFRAG Task Force mitgearbeitet habe, soll Finanzinvestoren zukünftig mehr Informationen des ESG-Exposures von Industrieunternehmen geben. Damit wird es gerade institutionellen Investoren leichter fallen, ihre Investitionen zu klassifizieren und ihre Kapitalanlage nachhaltiger zu gestalten“, sagt Zielke. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Zielke Research Consult
Die Zielke Research Consult GmbH ist ein Analysehaus mit Sitz in Aachen.