Zinsanstieg und Rezession bremsen Dynamik am Industrie- und Logistikimmobilienmarkt
Trotz zunehmenden konjunkturellen Gegenwinds bleibt der Industrieflächenmarkt von Knappheit geprägt und viele Investoren wollen den Logistikanteil in ihren Portfolios weiterhin erhöhen. Im dritten Quartal 2022 blieb die Aktivität am Investmentmarkt jedoch vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten und vor allem wegen der stark gestiegenen Zinsen gedämpft. Das schreibt der Immobilienberater Savills in einem aktuellen Marktbericht.
Das Transaktionsvolumen belief sich in den vergangenen drei Monaten auf 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht dem Wert des vorangegangenen Quartals und liegt laut Savills nur knapp unter dem Quartalsdurchschnitt der vergangenen fünf Jahre (circa 2,0 Milliarden Euro), ist aber weniger als halb so viel wie im ersten Quartal dieses Jahres.
Panajotis Aspiotis, Managing Director und Chief Commercial Officer bei Savills, beschreibt das aktuelle Marktumfeld wie folgt: „Die Vermietungsmärkte profitieren weiterhin von dem Rückenwind, der den Sektor in den letzten zehn Jahren gestützt hat und der durch die Pandemie noch verstärkt wurde. Diese Triebkräfte wirken weiterhin, aber gleichzeitig verschlechtern sich die kurzfristigen Perspektiven wegen der bevorstehenden Rezession. Zusammen mit den massiv gestiegenen und zuletzt weiter steigenden Zinsen ist das ein so herausforderndes und auch unsicheres Umfeld für Investoren, dass viele von ihnen zunächst abwarten. Wegen der nach wie vor günstigen Mietwachstumsperspektiven des Sektors dürften sie jedoch zurückkehren, sobald sich das Zinsniveau stabilisiert hat.“
Wegen der außergewöhnlich hohen Volatilität der Zinsen ist die Preisbildung laut Savills weiterhin erschwert und auch in den letzten Monaten wurden zahlreiche Verkaufsprozesse abgebrochen, weil Käufer- und Verkäuferseite ihre Preiserwartungskluft nicht überbrücken konnten. Die schon im Frühjahr begonnene Preiskorrektur hat sich jedoch fortgesetzt. Die Spitzenrendite für Logistikimmobilien stieg von zuvor 3,0 Prozent bis 3,2 Prozent auf nun 3,3 Prozent bis 3,7 Prozent.
Verfestigt sich das derzeitige Zinsniveau oder steigen die Zinsen gar noch weiter, dürfte sich die Preiskorrektur nach Einschätzung von Savills in den kommenden Monaten fortsetzen. Bertrand Ehm, Director Industrial Investment bei Savills, kommentiert dazu: „Spitzenpreise erzielen nur noch Objekte, die ohne jeden Kratzer sind. Schon kleine Makel an Objekt- oder Lagequalität oder der Vermietungssituation nehmen die Bieter zum Anlass für vergleichsweise hohe Preisabschläge. Das war in der Vergangenheit nicht so und das führt zu entsprechend langen und manchmal auch erfolglosen Preisverhandlungen zwischen Käufer und Verkäufer. Wer hier am Ende in der stärkeren Position ist, bleibt abzuwarten.“
Obwohl sich die Investmentaktivität deutlich abgekühlt hat, ist der Industrieimmobilienmarkt weniger stark betroffen als viele andere Gewerbeimmobiliensegmente. Folglich hat sich der Anteil von Industrieimmobilien am gesamten mit Gewerbeimmobilien erzielten Investmentumsatz erhöht. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag er bei 19 Prozent. Bliebe es bis zum Jahresende dabei, wäre das laut Savills der höchste jemals erreichte Wert. Darüber hinaus wären Industrieimmobilien dann im zweiten Jahr in Folge die Nutzungsart mit dem zweithöchsten Anteil nach Büroimmobilien. (DFPA/TH1)
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit über 39.000 Mitarbeiter.