Mercer: Nachhaltigkeit der deutschen Altersvorsorge in Gefahr
Im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 25 Ländern liegt Deutschland auf dem zwölften Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von Australien und den Niederlanden. Die Schlusslichter des Rankings sind Indien, Südkorea und Japan. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Melbourne Mercer Global Pension Index 2015“, die vom Beratungsunternehmen Mercer zum siebten Mal erstellt wurde. Die Studie untersucht und bewertet die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität.
Gründe für das gute Abschneiden Dänemarks (81.7 von 100 möglichen Punkten) seien unter anderem die solide Finanzierung und guten Leistungen auf Basis eines hohen Vermögens- und Beitragsniveaus. Ein weiterer Vorteil sei ein gut reguliertes privates Vorsorgesystem.
Mit einem Gesamtindexwert von 62.0 hat sich das deutsche Rentensystem im Vergleich zum Vorjahr (62.2) minimal verschlechtert. Im Bereich „Nachhaltigkeit“, der sich auf die Zukunftsfähigkeit zum Beispiel in Bezug auf die Finanzierung bezieht, gab es Punktabzüge. Die Studie mache damit deutlich, dass in Deutschland nach wie vor Reformen nötig seien, damit das Rentensystem den demografischen Herausforderungen besser gerecht wird. Die wichtigsten Forderungen: Eine Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner, eine weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer, die Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger sowie eine Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.
„Wir haben in Deutschland ein etabliertes Rentensystem, um das uns viele Länder beneiden. Wir wissen aber auch, dass aufgrund der demografischen Entwicklung in Zukunft die Beiträge steigen und das Versorgungsniveau sinken wird. Die Problemstellung ist lange bekannt und viel diskutiert. Nach wie vor fehlen aber effektive Ansätze zur Lösung des Nachhaltigkeitsproblems. Wie Lösungen aussehen könnten, zeigt ein einfacher Blick über die Landesgrenzen hinweg. Zum Beispiel gibt es in den skandinavischen Ländern viele Ansätze, die auch in Deutschland zu substanziellen Verbesserungen führen könnten“, sagt Achim Lüder, Geschäftsführer von Mercer in Deutschland.
„Die geplante Rentenerhöhung in Deutschland um über vier Prozent im nächsten Jahr ist angesichts der demografischen Entwicklung kontraproduktiv. Diese führt zu einer weiteren Abschmelzung der Rentenreserven und damit zu einer weiteren Verschiebung des ungelösten Rentenproblems auf die nächste Generation“, so Lüder. „Insbesondere die betriebliche Vorsorge wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen müssen, um ein ausreichendes Rentenniveau zu gewährleisten. Aktuell ist unter dem Stichwort ,Nahles-Rente' ja eine Reform der betrieblichen Altersversorgung in der Diskussion, die zumindest etwas neuen Wind in die Thematik bringen könnte. Doch eine bloße Ausweitung des Angebots durch tarifliche Lösungen wird nicht ausreichen. Der Gesetzgeber bleibt weiterhin gefordert, wenn es um die steuer- und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersversorgung geht.“
Quelle: Pressemitteilung Mercer
Mercer bietet mit rund 20.000 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern Dienstleistungen in den Bereichen Talent, Health, Retirement und Investments. In Deutschland ist das Unternehmen seit 1989 vertreten. (mb1)