Mit MiFID II wird für unabhängige Vermögensverwalter das Bankenresearch kostenpflichtig
Die Erstellung von Researchmaterial verursacht Kosten. Bislang haben Banken und Fondsanbieter ihren Aufwand als Marketingkosten verbucht. Ab dem 1. Januar 2018 dürfen mit Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID-II (Markets in Financial Instruments Directive) unabhängige Asset Manager in Europa keine Zuwendungen mehr entgegennehmen. Als Zuwendung gilt auch das Investment-Research. Chancen der neuen Research-Vorschrift könnten darin liegen, dass das Research einen konkreten Wert erhält. „Für qualitativ hochwertiges Research sind Kunden bereit zu bezahlen“, erklärte eine Sprecherin des Bankhauses Vontobel. Aus Sicht der Vermögensverwalter könnte sich die Frage stellen, ob nicht die Qualität steigen müsste, da die Anbieter der Analysen dieselben bleiben.
Das neue Regelwerk dürfte unabhängige Vermögensverwalter vor drei Alternativen stellen: Entweder auf die Nutzung externen Researchs zu verzichten oder die neu entstehenden Kosten ihren Kunden weiter zu reichen beziehungsweise diese selbst zu tragen. Keine der drei Lösungen bietet den Anlegern einen besseren Service oder günstigere Kosten. Der Asset Manager Unigestion hat sich entschieden, die Kosten selbst zu tragen und die Verwaltungsgebühren für den Kunden unverändert zu lassen. „Wir tun einfach das Richtige, um unseren Kunden auch weiterhin umfassende Transparenz zu bieten und klar darzustellen, welche Gebühren bei unseren Produkten wofür in Rechnung gestellt werden“, erklärt Fiona Frick, CEO von Unigestion. Wie viel Unigestion für ein bislang kostenfreies Produkt zahlt, wird nicht veröffentlicht. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge wird die Großbank UBS knapp 40.000 US-Dollar für den jährlichen Zugang zu ihrem Basis-Aktien-Research verlangen. Gleichwohl sei dies als Diskussionsvorschlag zu verstehen. So hänge die Gebühr auch davon ab, welches Unternehmen das Research beziehen wolle. Laut einer Sprecherin verhandelt die UBS die Preise und Dienstleistungen auf Kundenbasis. Folgende Beispiele zeigten die Bandbreite der Preisvorstellungen: Barclay‘s würde danach mit Gebühren von bis zu einer halben Million US-Dollar pro Jahr kalkulieren. JPMorgan Chase dürfte jährlich 10.000 US-Dollar für ihr Research-Angebot in Rechnung stellen. Würden alle Banken und Fondsgesellschaften Preise für ihr Research verlangen wie die UBS oder Barclay´s, müssten sich zumindest kleinere Vermögensverwalter aus Kostengründen auf wenige Research-Anbieter beschränken. Einige Banken würden sich überlegen, das Researchangebot, anstatt in einen Preis- und Bieterwettkampf in einem weniger profitablen Geschäftsfeld einzutreten, einzustellen. Bankenunabhängige Research-Anbieter hofften, die entstehenden Lücken ausfüllen zu können. In Zukunft könne der Trend zunehmen, dass börsennotierte Unternehmen fürs Research direkt zahlen, weil sich Banken immer stärker zurückziehen und immer weniger Aktien aktiv beobachten. Die vom Gesetzgeber gewollte Unabhängigkeit und Transparenz würde so konterkariert werden. (TS1)
Quelle: Eurofundresearch
Euro Advisor Services GmbH ist ein Unternehmen, das Finanzdienstleistern Software, Research und Services anbietet. (TS1)