Open Finance bietet Chancen für den Fondsvertrieb
Die EU-Expertengruppe für Finanzdaten (Expert Group on European Financial Data Space) hat am 24. Oktober 2022 ihren Open-Finance-Bericht an EU-Kommissarin Mairead McGuinness überreicht, teil der deutsche Fondsverband BVI mit.
Open Finance ist die Weiterentwicklung des Open Banking zur Schaffung von gemeinsam nutzbaren Finanzdaten in der Europäischen Union (EU). Dabei geht es um die Öffnung von Kundendaten der Finanzwirtschaft wie auch des öffentlichen Sektors. Ziel ist der Zugang für und die gemeinsame Nutzung dieser Daten durch alle Marktteilnehmer, um eine breite Palette von Finanzdienstleistungen bereitzustellen. Damit will die EU innovative Finanzprodukte und -dienstleistungen fördern. Verbraucher und Unternehmen sollen die Möglichkeit haben, eine noch bessere Beratung und personalisierte Dienstleistungen zu erhalten.
Die Expertengruppe, in welcher der BVI das europäische Asset Management vertritt, schlägt in ihrem Bericht Möglichkeiten für die gemeinsame Nutzung von Daten vor und illustriert diese an mehreren Anwendungsfällen. Zudem beschreibt die Expertengruppe die Schlüsselkomponenten für ein offenes Finanzökosystem in der EU. Technisch sollen die Daten dem Markt über offene Schnittstellen auf standardisierter Basis zur Verfügung gestellt werden.
Open Finance könne Vorteile in der Finanzberatung mit sich bringen, heißt es weiter. Mit dem Zugang zu Kundendaten könnten die Berater gegebenenfalls ihre Empfehlungen noch spezieller auf die spezifischen Kundenbedürfnisse zuschneiden.
An die Genehmigung der Kunden für die Freigabe ihrer Daten müssten hohe Anforderungen gestellt werden. Denn Open Finance könne nur auf der Grundlage eines starken Kundenvertrauens in die gemeinsame Nutzung der Daten funktionieren. Es müsse klar sein, dass die Daten nur zu dem vereinbarten Zweck geöffnet werden dürfen und der Daten- und Verbraucherschutz gewährleistet ist.
Zugleich müsse Open Finance auf gleichen Wettbewerbsbedingungen beruhen, also auf gleichem und fairem Zugang zu den Daten, so der BVI. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, sei es wichtig, dass eine klare Abgrenzung erfolgt zwischen originären Kundendaten und von den Unternehmen veredelten Daten wie den Ergebnissen von Risikoeinschätzungen, Geeignetheits- und Angemessenheitsprüfungen.
Wichtig sei zudem, den Datenaustausch zu standardisieren, um hohe Zusatzkosten für die Finanzunternehmen und die Kunden zu vermeiden. Der BVI setzt sich dabei für die Nutzung von ISO-Standards zur Identifikation von Parteien und Geschäften, wie dem LEI (Legal Entity Identifier) ein. Ein holistisches Datenmodell (CDM) würde diese Entwicklung weiter fördern. (DFPA/JF1)
Der deutsche Fondsverband BVI mit Sitz in Frankfurt am Main und Büros in Berlin und Brüssel ist Repräsentant der Investmentbranche in Deutschland. Die 116 Mitglieder des 1970 gegründeten Verbands verwalten rund vier Billionen Euro in Publikumsfonds, Spezialfonds und Vermögensverwaltungsmandaten.