Berichtssaison: Willkommene Gelegenheit, die eigenen Positionierungen unter die Lupe zu nehmen
Kommentar des Fondsmanagements von Daniel Hardt, Fondsmanager beim Frankfurter Asset Manager alpha beta asset management GmbH: Anmerkungen zur Berichtssaison
Die Berichtssaison für das dritte Quartal nimmt diese Woche richtig Fahrt auf und bietet Anlegern die willkommene Gelegenheit, die eigenen Aktienpositionierungen einer Neueinschätzung zu unterziehen. In den Medien überschlagen sich derzeit die Berichte, die von Umsatz- und/oder Gewinnüberraschungen großer Aktiengesellschaften handeln. Im Fokus stehen dabei traditionell insbesondere Unternehmen aus dem US-amerikanischen Leitindex S&P 500, von denen bereits 139 ihre Quartalsergebnisse publiziert haben. Nach unseren Berechnungen haben aktuell 74 Prozent der Unternehmen ihre Umsatzziele und sogar 76 Prozent ihre Gewinnziele übertroffen. Beide Zahlen liegen über ihrem Langzeitdurchschnitt, der bei 60 Prozent beziehungsweise 64 Prozent liegt. Insgesamt liegt der Umsatz aktuell circa ein Prozent und der Gewinn mehr als drei Prozent über den Erwartungen.
Unternehmenskennzahlen, die die Erwartungen der Kapitalmarktanleger übertreffen, werden grundsätzlich positiv an den Aktienmärkten goutiert. Hier muss allerdings einschränkend erwähnt werden, dass dieser Effekt abnimmt, wenn diese Unternehmenskennzahlen historisch gesehen mehrheitlich ihre Erwartungen übertreffen. So haben zum Beispiel Analysten der Deutschen Bank berechnet, dass der durchschnittlich berichtete Gewinn langfristig im Median 3,4 Prozent über dem jeweils vorher erwarteten Gewinn liegt. Dies lässt die bisherige Berichtssaison zwar in einem positiven Licht, nicht aber in einem überraschend positiven Licht, stehen.
Und wie reagieren die Aktienmärkte? Diese zeigen sich während der Berichtssaison meistens von ihrer freundlichen Seite, da neben der Präsentation der neuesten Unternehmenskennzahlen auch immer ein hohes Gewicht auf die zukünftige Unternehmensentwicklung, neue Absatzmärkte sowie die eigene Innovationskraft gelegt wird und in der Regel auch konkrete Prognosen abgegeben werden. Letztere bieten in Kombination mit den aktuell berichteten Umsatz- und Gewinnzahlen die Möglichkeit, sich ein Bild über die Profitabilität des Unternehmens zu machen. Und dieses sieht zum Beispiel für Unternehmen aus dem S&P 500 trotz der hohen Aktienmarktbewertung und dem Wissen, dass die Aussagekraft von Gewinnkennzahlen beschränkt sein kann, im Vergleich zu anderen Anlageklassen auf den ersten Blick positiv aus, wie eine weitere Analyse der Deutschen Bank zeigt.
Bei den angegebenen Kurs-Gewinn-Verhältnissen darf allerdings nicht außer Betracht gelassen werden, dass viele Analysen von Investmentbanken auf einen stark gestiegenen Verschuldungsgrad von US-Unternehmen hinweisen. Nach einer Erhebung der Société Générale liegt die Verschuldung gemessen an der Bilanzsumme bei S&P 500 Unternehmen (ohne Unternehmen aus dem Finanzsektor) im Median bereits weit über dem Niveau von 2007. Dies muss bei den Eigenkapitalrenditen berücksichtigt werden, da sich hierdurch das Unternehmensrisiko erhöht. Generell ist die Finanzierung renditeträchtiger Investitionen durch günstiges Fremdkapital zu begrüßen, dennoch muss auch hier insbesondere bei hochverschuldeten Unternehmen ein Blick auf die Notenbankpolitik in den USA und die Risiken eines höheren Zinsumfelds geworfen werden.
Insgesamt halten wir die vierteljährliche Berichtsaison für eine willkommene Gelegenheit, Aktienmarktregionen, Sektoren, aber auch einzelne Unternehmen, stärker unter die Lupe zu nehmen. Dies erfolgt vornehmlich zur internen Einschätzung des Risiko/Rendite-Verhältnisses. Dabei werden auch weitere markttreibende Faktoren, wie zum Beispiel die Höhe von fremdfinanzierten Aufkäufen eigener Aktien (mit dem Ziel, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben), makroökonomische Kennzahlen, Volatilitätskennzahlen oder politische Risiken hinzugezogen. Die Auswirkung auf die Investmententscheidungen hängt vom jeweiligen Risikoprofil des einzelnen Mandats beziehungsweise der Strategie ab.