Rückenwind aus Übersee: Aktien von Windanlagenbauern sind aussichtsreich
Marktkommentar „Blitzlicht“ von Marc Decker, Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers. Er hält die großen Windanlagenbauer für ein aussichtsreiches Investment:
In Deutschland stockt der Ausbau der Windenergie. Zwar lag sie im deutschen Energiemix im Jahr 2019 mit einem Anteil von 21 Prozent erstmals auf Platz 1, noch vor der Braunkohle. Doch nun haben regulatorische und bürokratische Hürden sowie zunehmende Bedenken von Bürgern den Bau neuer Projekte auf dem Festland („onshore“) ausgebremst. Das geht soweit, dass die Politik sogar finanzielle Anreize für Bürger diskutiert, den Windkraftausbau mitzutragen oder zumindest zu tolerieren. Sollten Anleger angesichts dieser unsicheren Rahmenbedingungen die Finger von den Aktien der Windanlagenbauer lassen?
Einige Unternehmen hatten im Jahr 2019 Umstrukturierungen zu stemmen oder mussten Insolvenz anmelden – zum Beispiel Senvion. Das hat einige Investoren zusätzlich verunsichert. Doch das sollte nicht über die großen Chancen in diesem Segment hinwegtäuschen. Wir halten die großen Windanlagenbauer für ein aussichtsreiches Investment, allen voran den Marktführer Vestas. Denn international ist die Windenergie weiter auf Wachstumskurs: Experten erwarten, dass der Bau von Windenergieprojekten – gemessen an der Energieleistung – von 46 Gigawatt im Jahr 2018 auf 68 Gigawatt in diesem Jahr steigt. Insbesondere in den USA und in Asien dürften wir eine Vielzahl neuer Projekte sehen. Das gibt neuen Schub für die Anlagenbauer.
Zudem arbeiten einige der Firmen mit Erfolg daran, ihre Geschäftsmodelle auszuweiten. In der Vergangenheit drehten sich oft nicht nur die Räder selbst, sondern auch die Ergebnisse der Windanlagenbauer nach dem Wind. Aufgeschobene Projekte oder ungünstige Witterungsbedingungen beim Bau haben oft unmittelbar zu sinkenden Umsätzen geführt. Daher haben viele der Firmen neben dem Anlagenbau das Servicegeschäft – also zum Beispiel Wartungsverträge für Windräder – stark ausgebaut und so ihre Gewinne stabilisiert. Zwar werden Windanlagenbauer tendenziell immer ein volatiles Investment sein, doch die Schwankungen werden mit beachtlichen Ertragschancen vergütet.
Marc Decker ist Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers in München. Das Bankhaus bietet für komplexe Vermögen von Privatkunden, mittelständischen Unternehmen sowie Institutionen wie Kirchen und Stiftungen ein breites Spektrum gehobener Private-Banking- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen an.