Kommentar: Emissionsboom bei Staatsanleihen treibt Renditen nach oben
Eine Flut neuer globaler Staatsschulden wird die Marktdynamik beeinflussen, meint Arif Husain, CIO und Head of International Fixed Income bei T. Rowe Price
Kurzfristige festverzinsliche Wertpapiere sind attraktiv, befindet der Experte, allerdings habe er ernsthafte Bedenken hinsichtlich des langen Endes vieler globaler Staatsanleihenmärkte. Was werde passieren, wenn fast alle Regierungen der Industrieländer gleichzeitig die Emission von Staatsanleihen ankurbeln müssen? Die Renditen werden auf breiter Front steigen müssen, um Käufer für die Flut des Angebots zu gewinnen. Regierungen auf der ganzen Welt werden ihre Staatsanleihen aufstocken müssen, um die ausufernden Haushaltsdefizite zu bezahlen, die größtenteils auf ihre Politik der COVID-Ära zurückzuführen sind. Ein großer Teil der Verschuldung des privaten Sektors sei in die Bilanz der Regierungen verlagert worden.
Infolge dieser Angebotsdynamik könnte sich ein Großteil des Geschehens auf das lange Ende der Renditekurven verlagern. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen stieg im vergangenen Jahr um 370 Basispunkte (Bp), während die Rendite der 30-jährigen Staatsanleihen „nur“ um 207 Bp anstieg. Die deutschen Staatsanleiherenditen folgten einem ähnlichen Kurs, wobei die zweijährige Rendite um etwa 335 Basispunkte stieg (von einem tief negativen Bereich Ende 2021) und die 30-jährige Bundrendite nur um 62 Basispunkte.
Husain sieht darin ein bedrohliches Potenzial zur Verdrängung von Unternehmen: „Am bedrohlichsten für die Wirtschaft ist, dass ein enormer Anstieg der Emission hochwertiger Staatsanleihen auch viele andere Kreditnehmer verdrängen oder zumindest die Finanzierungssätze für Unternehmen und andere, die sich refinanzieren müssen, in die Höhe treiben könnte“. So Husain. Dies würde die Finanzierungskosten für Unternehmen erhöhen und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sie in Investitionsprojekte oder die Einstellung neuer Mitarbeiter investieren, wodurch eine wichtige Quelle der Unterstützung für die Weltwirtschaft gerade dann wegfiele, wenn sie sie am meisten braucht. (DFPA/abg)
T.Rowe Price ist ein Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von 1,19 Billionen Euro (Stand: 31. Dezember 2022).