Nachhaltige Investments bei Schweizer Anlegern zunehmend beliebt
Das Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds ist in der Schweiz über die letzten zwölf Monate trotz um 60 Prozent angestiegen. 316 Milliarden Schweizer Franken (291,6 Milliarden Euro) sind Mitte 2020 in solche Anlagen investiert. Besonders beliebt sind Klima- und Umweltfonds. Allerdings verspricht nur eine Minderheit dieser Anlagen explizit eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt.
Nachhaltige Investments sind die Gewinner der Corona-Krise: Das Angebot an nachhaltigen Publikumsfonds wächst im Vergleich zum Vorjahr von 595 auf 777 Fonds (plus 31 Prozent). Die darin verwalteten Vermögen steigen von 198 auf 316 Milliarden Franken (plus 60 Prozent) – und dies, obwohl der Gesamtmarkt mit einem Minus von vier Prozent stagniert. Knapp sechs Prozent aller Fondsvermögen sind nachhaltig investiert. In der Summe ist das deutlich weniger als die hohe mediale Präsenz des Themas erwarten lässt. Jeder vierte Franken, der neu investiert wird, wird heute allerdings nachhaltig angelegt. Um diese Neugeldzuflüsse herrscht unter den internationalen und Schweizer Anbietern ein intensiver Wettbewerb.
Deutlich häufiger als in den Vorjahren haben Anbieter konventionelle Fonds in eine nachhaltige Anlagestrategie überführt. Die Studie identifiziert insgesamt 73 ehemals konventionelle Fonds mit einem Vermögen von 28 Milliarden Schweizer Franken, die von ihren Anbietern neuerdings als „nachhaltig“ positioniert werden. Die Umwandlung in nachhaltige Fonds ist laut der Studienautoren anspruchsvoll: Anbieter kämpfen mit Wissenslücken und Umsetzungsfragen. Sie müssen Anlageprozesse und Fondsdokumente anpassen, Research-Partner gewinnen, Anleger über die gewählte Nachhaltigkeitsstrategie aufklären sowie Anlageberater auf dem Thema ausbilden. Als beispielhaft für die Fondsindustrie im Umgang mit diesen Herausforderungen werden die Schweizer Kantonalbanken benannt: Rund ein Drittel der Kantonalbanken bietet neuerdings eigene nachhaltige Fonds an, ein Teil davon wurde in jüngster Zeit von „konventionell“ auf „nachhaltig“ umgestellt.
Rund ein Viertel aller nachhaltigen Fonds investiert in ausgewählte Themen mit Nachhaltigkeitsbezug. Hierzu zählen saubere Energien, Wasser oder Anlagen rund um den Umwelt- und Klimaschutz. Als beeindruckend bezeichnen es die Studienautoren, dass sich speziell die Nachfrage nach Klimafonds in den vergangenen drei Jahren auf 34 Milliarden Franken mehr als versechsfacht hat. „Nachhaltige Themenfonds sind für Anleger intuitiv verständlich. Sie bieten neben Ertragschancen auch einen emotionalen Mehrwert“, so Manfred Stüttgen, Co-Autor der Studie und Dozent an der Hochschule Luzern. Laut Stüttgen mögen besonders Privatinvestoren Anlagethemen, in denen ihr Geld Nutzen stiften kann. Die Studie zeigt allerdings auch, dass nachhaltige thematische Aktienfonds höhere Gebühren tragen als ihre nicht-thematischen Pendants.
Nachhaltige Fonds werden in der Öffentlichkeit oft mit einer positiven Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft assoziiert. „Einen positiven ökosozialen Effekt verspricht allerdings nur eine Minderheit der angebotenen Nachhaltigkeitsfonds explizit“, so Stüttgen. So weist bei den insgesamt 184 nachhaltigen Themenfonds lediglich ein Drittel – und hiervorwiegend die Umwelt- und Klimafonds – auf eine potenziell positive Wirkung („Impact“) hin. „Wer bei allen nachhaltigen Fonds pauschal eine positive Wirkung erwartet, unterliegt einem verbreiteten Missverständnis“, so Stüttgen. Vorwürfe gegenüber nachhaltigen Fondsanbietern, „Greenwashing“ zu betreiben, erscheinen laut den Studienautoren überzogen. (DFPA/jpw1)
Quelle: Pressemitteilung Hochschule Luzern
Die Hochschule Luzern ist die Fachhochschule der sechs Zentralschweizer Kantone, mit aktuell rund 7.000 Studierenden in der Ausbildung, fast 4.500 in der Weiterbildung und 498 neuen Projekten in Forschung und Entwicklung.