Studie: Großanleger in Deutschland sollten sich breiter aufstellen
Institutionelle Anleger in Deutschland investieren noch immer überproportional in ihrem Heimatmarkt und im Euroraum. Dadurch lassen sie sich Renditechancen in anderen Regionen entgehen – das gilt umso mehr in der derzeitigen Corona-Pandemie. Welchen Mehrwert ein global ausgerichtetes Portfolio bietet und wie eine Internationalisierungsstrategie umgesetzt werden kann, hat der Asset Manager Union Investment in einer Studie mit Schwerpunkt auf den Anlageklassen Aktien und Anleihen untersucht.
Union Investment hat Spezialfonds mit einem Volumen von mehr als 1,6 Billionen Euro analysiert. Das Ergebnis: Das Übergewicht deutscher Papiere ist in den vergangenen drei Jahrzehnten zwar reduziert worden – der Anteil von Aktien- und Rentenanlagen aus Deutschland ging in diesem Zeitraum von anfänglich über 80 Prozent auf rund 16 Prozent bei Aktien und rund 14 Prozent bei Renten zurück. Dennoch sind Aktien und Anleihen deutscher Unternehmen immer noch deutlich höher gewichtet als im jeweiligen Benchmark-Index, wo der Anteil deutscher Aktien 2,4 Prozent (MSCI AC World) und der Anteil deutscher Rentenpapiere fünf Prozent (BofA Global Broad Market Index) beträgt. Und auch der Anteil von Wertpapieren aus dem übrigen Euroraum in den Spezialfonds ist mit fast 17 Prozent der Aktien (Benchmark-Index rund 3,5 Prozent) und rund 30 Prozent der Anleihen (Benchmark-Index rund zwölf Prozent) überproportional hoch. Dabei bietet der europäische Anleihenmarkt laut Union Investment weniger Ertragspotenzial als andere Regionen.
Die Vorteile einer stärkeren Internationalisierung des Portfolios lassen sich laut Union Investment durch einen Vergleich des Portfolios eines durchschnittlichen institutionellen Investors aus Deutschland mit entsprechend geringer geographischer Diversifikation (Status-quo-Portfolio) und einem globalen Portfolio (Weltportfolio) beziffern. Die beiden Portfolios bestehen jeweils aus gerundet 13,6 Prozent Aktien, 38,4 Prozent Staatsanleihen, 45,7 Prozent Unternehmensanleihen guter Bonität mit Investment-Grade-Rating und 2,4 Prozent High-Yield-Anleihen (Hochzinsanleihen). Die regionale Verteilung der Anlageklassen im Weltportfolio bildet im Gegensatz zum Status-quo-Portfolio in jeder Anlageklasse die Verteilung der Weltfinanzmärkte ab.
Im Vergleich auf Basis der Fünfjahresprognose von Union Investment bietet das Weltportfolio mit einem jährlichen Plus von 2,39 Prozent bessere Renditeaussichten als das Status-quo-Portfolio mit 1,91 Prozent. Zudem beträgt das Rendite-Risiko-Verhältnis, das die Rendite einer Wertanlage in Relation zum eingegangenen Risiko (Volatilität) misst, beim Weltportfolio 0,50 Prozent und beim Status-quo-Portfolio nur 0,43 Prozent.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Portfoliokonstruktion sei die Währungsabsicherung. Positiv für europäische Investoren, die in den USA Aktien oder Anleihen kaufen wollen: Die Währungssicherungskosten sanken bereits in den vergangenen Jahren und sind nun im Zuge der Corona-Krise nochmal attraktiver geworden, weil sich die Zinsniveaus in den USA und dem Euroraum angeglichen haben.
In US-Dollar notierte Anleihen aus Schwellenländern seien unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten am attraktivsten, wenn in die Analyse ein nicht zu 100 Prozent abgesichertes Währungsrisiko einbezogen wird. Für Investoren empfehle sich dort eine Teilabsicherung. Anders sehe es auf der Aktienseite aus: Dort seien die Internationalisierungsvorteile besonders ausgeprägt, wenn Währungsrisiken nicht abgesichert werden. So könne eine ungesicherte Diversifikation in US-Aktien die Renditeaussichten erhöhen, ohne dass gleichzeitig das Risiko steigt.
„Die Studie belegt den Mehrwert einer differenzierten Internationalisierungsstrategie. Je nach Anlageklasse und Region lohnt sich eine globale Diversifikation unterschiedlich stark. Das spricht für eine schrittweise Internationalisierung des Portfolios“, so Philipp Brugger, Leiter Investment Strategy bei Union Investment und einer der Autoren der Studie. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Union Investment
Die Union Asset Management Holding AG (Union Investment) mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Anbieter für die Fondsvermögensverwaltung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe.