Analyse: EU-Immobilienmarkt trotzt der politischen Instabilität
Immobilienexperten bestätigen, dass die Aussichten für den EU-Immobilienmarkt trotz der politischen Unsicherheit mit Blick auf den „Brexit“ und anstehende Parlamentswahlen für Investoren noch immer äußerst attraktiv sind. Das ergibt der „RICS Global Commercial Property Monitor“ der Berufsorganisation RICS (Royal Institution of Chartered Surveyors). In Deutschland setze sich die Marktdynamik trotz Sorge über zu hohe Bewertungen fort.
Der „Germany Commercial Property Monitor“ für das vierte Quartal 2016 zeigt ein solides Wachstum der Mieternachfrage in diesem Quartal, wenngleich die Wachstumsrate abgenommen hat. Der Netto-Angebotsrückgang verfügbarer Flächen in diesem Quartal war der stärkste seit 2008. Er zeigte sich in allen Segmenten (Büro, Gewerbe, Einzelhandel) gleichermaßen. Vor diesem Hintergrund sahen sich Vermieter veranlasst, die Incentives, die sie potenziellen Mietern anbieten, das zwölfte Quartal in Folge herabzusetzen. Die zwölfmonatigen Mietwachstumsprognosen wurden gegenüber dem dritten Quartal in allen Primärmärkten nach oben korrigiert, wobei Büroflächen den stärksten Zuwachs verzeichneten. Demgegenüber wurden die Wachstumsprognosen auf dem Markt für sekundäre Einzelhandelsflächen nach unten korrigiert. Die Befragten gehen inzwischen davon aus, dass es im laufenden Jahr zu keinen nennenswerten Veränderungen kommen wird.
Trotz der positiven Aussichten in Spitzenlagen bleibe die Neubautätigkeit im Industrie- und Einzelhandelssegment zufolge unverändert. Im Bürosektor sei ein Anstieg der Bautätigkeit zu beobachten. Der „Occupier Sentiment Index“ (mit dem die Gesamtdynamik des Markts gemessen wird) liegt bei plus 27 und setzt somit seine positive Bewegung fort, die schon seit 2010 anhält.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Investorennachfrage weiterhin stark ist. Einen Anfragezuwachs gaben 60 Prozent mehr Befragten an. Das Interesse ausländischer Käufer hat ebenfalls in allen Segmenten zugenommen. Das Angebot an Objekten ist in allen Marktbereichen gesunken. Dabei habe sich auch das Tempo dieses Rückgangs in den letzten zwei Quartalen merklich beschleunigt. Angesichts dieser Entwicklungen werden nun höhere Erwartungen an die kurzfristige Kapitalwertentwicklung gestellt, und zwar sowohl in Primär- als auch in Sekundärmärkten, in denen jeweils ein deutliches Wachstum erwartet wird.
Im vierten Quartal 2016 haben sich die allgemeinen Bedingungen des Investmentmarkts laut Analyse in ganz Europa noch einmal deutlich verbessert. Die Dynamik in Ungarn, Spanien, Irland und Tschechien sei am günstigsten, denn dort werde ein starkes Mietwachstum aufgrund der gestiegenen Nachfrage von Mieterseite erwartet. Noch immer hätten Städte in Deutschland (München, Frankfurt am Main, Berlin) und Spanien (Madrid, Barcelona) sowie Amsterdam, Lissabon und Dublin die Nase vorn; der positive Trend zeichne sich aber auch deutlich in einigen kleineren Märkten wie Budapest und Prag ab, wo sowohl Nutzer- als auch Investorensegmente laut RICS vital sind.
Quelle: Pressemitteilung RICS
The Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) wurde 1868 in Großbritannien gegründet und erhielt 1881 die königliche Charta. Heute ist sie eine weltweit tätige Berufsorganisation, die 118.000 Immobilienexperten rund um den Globus repräsentiert. Sitz von RICS Deutschland ist Frankfurt am Main. (mb1)