Analyse: Gewinn europäischer Großbanken steigt auf Zehn-Jahres-Hoch
Im Jahr 2023 konnten sowohl die US-Großbanken als auch Europas Top-Institute weiter steigende Nettogewinne verbuchen: Der Nettogewinn der europäischen Top-Banken erreichte 2023 mit fast 100 Milliarden Euro den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre; er übertraf den Vorjahreswert um 29 Prozent. Das ergibt eine Analyse fdes Beratungsunternehmens EY.
Die zehn größten US-amerikanischen Banken erzielten einen kumulierten Nettogewinn von rund 146 Milliarden Euro, ein Plus von rund vier Prozent im Jahresvergleich und der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Noch höher hatte er mit rund 184 Milliarden Euro nur 2021 gelegen. In allen Jahren der letzten Dekade übertraf der Nettogewinn der amerikanischen Top 10 den der europäischen Top Banken. Bei der Profitabilität (Return-on-Equity, RoE) konnten die europäischen Großbanken zum ersten Mal gleichziehen. Während die Eigenkapitalrentabilität der amerikanischen Banken im Jahr 2023 unverändert bei elf Prozent lag, konnten die europäischen Banken diese Quote 2023 erneut auf 10,9 Prozent steigern; das sind 1,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Damit erreichte der RoE der europäischen Top-Institute den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Eine Angleichung ist im Jahr 2023 auch bei den Konzernergebnissen zu beobachten. Sowohl in den USA als auch in Europa erreichten vier der jeweils zehn untersuchten Geldinstitute ein Konzernergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro. Absoluter Spitzenreiter in den USA war JPMorgan Chase mit knapp 45 Milliarden Euro; in Europa lag die UBS mit etwa 26,3 Milliarden Euro vorn. Auch die US-Banken verzeichneten zwar steigende Zinseinnahmen; bei ihnen spielt aber das Geschäft mit IPOs sowie Übernahmen und Fusionen eine deutlich größere Rolle als bei ihren europäischen Wettbewerbern. Dementsprechend haben sie stärker als die europäischen Banken unter dem Einbruch bei Börsengängen und dem rückläufigen M&A-Geschäft gelitten, so Gunther Tillmann, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. Er betont aber: „Insgesamt sind die großen US-Banken immer noch marktführend beim absoluten Gewinn wie die kumulierten Zahlen von 146 Milliarden (USA) versus 100 Milliarden Euro (Europa) belegen. Gleiches gilt beim Blick auf die Marktkapitalisierung, hier kommen die zehn größten US-Banken immer noch auf einen drei Mal höheren Wert als die zehn europäischen Institute.“
Die Herausforderungen für die Bankenbranche bleiben auch 2024 vergleichbar mit dem abgelaufenen Jahr. „Die konjunkturelle Entwicklung sieht in den USA deutlich besser aus als in Europa, was der Gewinnentwicklung der US-Banken einen weiteren Schub verleihen dürfte“, so Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „In Europa hingegen wirkt die Konjunkturerwartung eher als Bremse, das Marktumfeld wird hier volatil bleiben.“ (DFPA/mb1)
Ernst & Young ist ein unter dem Kürzel EY global operierendes Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung, Risk Advisory, Financial Advisory sowie Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung und klassische Rechtsberatung.