Analyse: Schuldscheinmarkt schreibt 2016 neue Rekorde
Der seit dem Jahr 2013 anhaltende Aufwind im Schuldscheindarlehensmarkts (SSD-Markt) hat sich 2016 fortgesetzt. Sowohl das Gesamtvolumen (kurz vor Jahresende 27 Milliarden Euro) als auch die Anzahl (insgesamt 122 Schuldscheindarlehen) erreichten neue Rekordstände, so meldet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Als zentraler Markttreiber dafür werde der Trend „Bond to SSD“ gesehen: Immer mehr Unternehmen, die eigentlich die Größe und Bonität für eine Anleiheemission besitzen, nehmen laut LBBW verstärkt auch den SSD-Markt in Anspruch. Zudem hätten weder der „Brexit“ noch die Wahlen in den USA, Österreich oder Italien den Aufwärtstrend merklich beeinträchtigt.
„Mit einem vorläufigen Volumen von 27 Milliarden Euro konnte der SSD-Markt seinen Rekordwert des Vorjahres deutlich, um 38 Prozent, toppen und damit auch die ursprünglichen Markterwartungen von 25 Milliarden Euro übertreffen“, sagte LBBW-Analyst Hans-Peter Kuhlmann. Das weiterhin niedrige Zinsniveau sowie die zunehmende Internationalisierung der Darlehensnehmerseite hätten diese Entwicklung begünstigt. Der Auslandsanteil der Emittenten – in erster Linie aus Österreich, Frankreich und der Schweiz – erhöhte sich von 28 Prozent auf 41 Prozent im Jahr 2016. Das Volumen hat sich dabei auf knapp zehn Milliarden Euro mehr als verdoppelt. „Dagegen hat das im Vorjahr noch stark zu beobachtende Thema Akquisitionsfinanzierung 2016 vergleichsweise an Bedeutung verloren“, ergänzt Kuhlmann.
Christoph Zender, Leiter Corporate Capital Markets bei der LBBW: „Der Schuldschein gewinnt an Bedeutung – gerade als Alternative zur Anleiheemission und hier vor allem für Unternehmen, die unregelmäßig oder selten am Bondmarkt aktiv sind.“ Wesentliche Vorteile seien die aktuell sehr niedrigen Spreads im Schuldschein, die Verteilung der Darlehenstranchen auf verschiedene Laufzeiten sowie geringere Transaktionskosten und keine Notwendigkeit von Publizitätspflichten.
„Wir haben in den letzten Monaten zudem zahlreiche Debutemittenten gesehen, also Unternehmen, die erstmalig einen Schuldschein begeben haben. Auch das war mit ausschlaggebend für die Rekordzahl von insgesamt 122 neuen Schuldscheindarlehen im Jahr 2016“, erklärt Kuhlmann. Das Durchschnittsvolumen der Emissionen erreichte 2016 einen Rekordwert von 222 Millionen Euro. Hauptausschlaggebend dafür waren vor allem mehrere große Schuldscheine mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro im ersten Halbjahr.
Quelle: Pressemitteilung LBBW
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist ein Kreditinstitut mit Hauptsitzen in Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Mainz. Für die Sparkassen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen übernimmt die LBBW die Zentralbankfunktion. Innerhalb der Landeshauptstadt Stuttgart erfüllt die BW-Bank für die LBBW die Aufgaben einer Stadtsparkasse. (mb1)