Arcadis: Deutsche Brücken, Straßen und Stromnetze mit Modernisierungsstau
Deutschland kommt im internationalen Vergleich mit der Modernisierung seiner Infrastruktur nicht schnell genug voran. Die Wertschöpfung aus baulichen Vermögenswerten für Deutschland sei in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Das ergab die Auswertung des „Global Built Asset Performance Index“ (GBAPI) des Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis, der die Wertschöpfung aus baulichen Vermögenswerten in 36 Ländern vergleicht.
Rund ein Viertel des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) wurde dem GBAPI zufolge 2016 durch die Wertschöpfung aus Gebäuden und Infrastruktur erzielt. Im Vergleich zur gleichen Messung im Jahr 2014 ist die Wertschöpfung zwar um drei Prozent gestiegen. Doch der Anteil baulicher Vermögenswerte am BIP sei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Lag dieser Anteil 2016 und 2014 bei 26,5 Prozent, betrug er vor zehn Jahren noch zirka 30 Prozent. „Im internationalen Vergleich ist die Effizienz von baulichen Vermögenswerten in Deutschland heute deutlich zu niedrig“, sagte Dr. Manoj Gupte, Mitglied des Managements der Region Europa Central von Arcadis.
Im europäischen Vergleich ist Deutschland mit einer Wertschöpfung von einer Billion US-Dollar aus baulichen Vermögenswerten derzeit aber noch führend. Auf Platz zwei folgt die Türkei mit 807 Milliarden US-Dollar und auf Platz drei Frankreich mit 794 Milliarden US-Dollar. „Deutschland hat immer noch eine solide Basis, aber unsere Infrastruktur ist in die Jahre gekommen“, betonte Gupte.
„Insbesondere in Westdeutschland stehen Autobahnen, Fernstraßen und Energienetze am Ende ihrer Lebenszyklen oder müssen erweitert werden.“ Allein 12.000 Brückenabschnitte bundesweit mit insgesamt 3,8 Millionen Quadratmetern müssten saniert werden. Das Tempo der Modernisierung bestehender Infrastrukturen sei gleichzeitig nicht hoch genug: „Selbst im ,alten' Europa sieht man in den Ländern Frankreich und Spanien ein schnelleres Wachstum der Wertschöpfung aus baulichen Vermögenswerten als in Deutschland“, sagte Gupte. Zu komplexe Prozessstrukturen, zu geringer Fokus auf Innovationen und fehlendes Fachpersonal bremsten viele Bauvorhaben aus. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in den Ausschreibungsverfahren, ein zielgerichtetes Stakeholder Management und mehr gut ausgebildetes Fachpersonal, um langfristig den Investitionsstau abzubauen“, sagte der Experte.
Quelle: Pressemitteilung Arcadis
Arcadis ist ein Planungs- und Beratungsunternehmen für „Natural and Built Assets“ (natürliche Schutzgüter und bauliche Vermögenswerte). Das Unternehmen hat in mehr als 70 Ländern rund 27.000 Mitarbeiter. (mb1)