B-Städte: Rasante Entwicklung - überholte Einordnung?
Annähernd die Hälfte des in Immobilien investierten Kapitals ging im Jahr 2017 auf das Konto von Märkten außerhalb der Top 7: Von deutschlandweit insgesamt 57,2 Milliarden Euro sind es mehr als 27 Milliarden Euro, die in Mittelstädten investiert wurden. Im Jahr 2008 waren es noch 10,3 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse einer Analyse des Immobilienberaters Cushman & Wakefield.
Deutschland sei nach wie vor eines der wichtigsten europäischen Zielländer für nationales und internationales Kapital. Der Nachfrageüberhang an Büroflächen in den Top-Städten hatte dort in der Vergangenheit Preissteigerungen zur Folge, was die Renditen unter vier Prozent, teilweise wie in München sogar unter drei Prozent drückte. Städte der B-Kategorie wie Hannover, Nürnberg, Bonn, Essen, Leipzig, Dortmund, Dresden, Mannheim und Münster rückten daher immer mehr in den Fokus der Investoren. Denn diese B-Standorte verzeichnen Renditen über vier Prozent bis fünf Prozent.
Die noch vor einigen Jahren beobachtete Zurückhaltung bei Investitionen in B-Städten sei inzwischen nicht mehr opportun. Früher kommunizierte Investitionshemmnisse wie Intransparenz und Illiquidität der B-Märkte träfen nicht mehr zu. Dazu komme ein wachsender Bedarf an Flächen in vielen Mittelstädten aufgrund der positiven Entwicklung zahlreicher kleinerer Unternehmen, aber auch etablierter Konzerne sowie staatlicher Organisationen.
Dieser wachsende Bedarf, bedingt durch die nach wie vor sehr gute wirtschaftliche Lage in Deutschland, treffe auf ein zu geringes Angebot. Für diese Flächenknappheit werden mehrere Faktoren verantwortlich gemacht: Die schnelle Entwicklung überfordere einerseits einige B-Städte in der Bedarfsplanung, aber es gebe auch eine Scheu vor großen Investitionen angesichts jahrelanger hoher Leerstände in der Vergangenheit. Es werde jedoch erwartet, dass das vorhandene Renditeaufholpotenzial innerhalb der kommenden Jahre realisiert werden wird. Die in A- und B-Städten ausgezeichneten Fundamentaldaten, die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Entwicklung der Renditen lasse Grenzen der klassischen Einteilung zwischen A- und B-Städten erkennen.
Michael Fleck, Associate, Capital Markets Investment Sales bei Cushman & Wakefield, sagt dazu: „Gegenwärtig wird diskutiert, ob die klassische Einteilung der Standorte nach dem bekannten Prinzip der A-, B-, C- und D-Standorte noch Sinn macht. Diese Clusterung spiegelt die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre nicht mehr richtig wider. Einige Städte in den Peripherien der Metropolen etablierten sich als demographisch starke Wohnstandorte. Andere sind hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Stärke durchaus auf Augenhöhe mit den A-Standorten. Aufgrund des noch Chancen bietenden Renditeabstands zu den Top-Städten und immer besserer Marktkenntnis investieren daher neben den regionalen und lokalen Investoren, bei denen es sich üblicherweise um Eigennutzer bzw. ausgewiesene Kenner der lokalen Märkte handelt, auch viele institutionelle Investoren in B-Standorte.“
Quelle: Pressemitteilung Cushman & Wakefield
Cushman & Wakefield, Inc. (C&W) ist ein internationales Immobilienberatungsunternehmen mit Sitz in New York. Das 1917 gegründete Unternehmen berät und vertritt seine Kunden in allen Fragen rund um die Nutzung von Gewerbeimmobilien. (mb1)