Bluebay: Inflation dürfte kein vorübergehendes Phänomen sein
Arbeitnehmer kehren nur unwillig und nur mit deutlich erhöhten Vergütungen auf den Arbeitsmarkt zurück, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Asset Manager Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. Die Lohninflation dürfte seiner Meinung nach rasch auf die Preise durchschlagen und zu flächendeckender – und anhaltender – Teuerung führen.
„In unseren Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern hat sich gezeigt: Das nur zähe Vorankommen der Arbeitsmärkte in den vergangenen Monaten hängt eher mit einer Verknappung des Arbeitskräfteangebots als mit einem Mangel an offenen Stellen zusammen. Die großzügigen staatlichen Zuwendungen während der Pandemie scheinen bei vielen Arbeitnehmern einen gewissen Unwillen hervorgerufen zu haben, an den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Doch die Hilfsleistungen laufen aus, was den Weg zur Normalisierung ebnen sollte“, so Dowding.
Ungeachtet dessen sehen der Experte und sein Team Anzeichen dafür, dass sich Lohndruck aufbaut. US-Unternehmen seien bemüht, Mitarbeiter anzuwerben, insbesondere in gering bezahlten Jobs im Dienstleistungssektor wie beispielsweise im Catering bei Fluggesellschaften oder beim Zimmerservice in Hotels.
Lohninflation sei auch in Großbritannien zu beobachten. Restaurants in London, die ihren Servicekräften vor der Pandemie neun Pfund Sterling pro Stunde zahlten, berichten, dass sie heute Schwierigkeiten haben, ihre Mitarbeiter zu halten, obwohl sie inzwischen mehr als das Doppelte berappen. Die Situation habe sich durch die Abwanderung junger Arbeitskräfte aufgrund des Brexits und der Pandemie noch verschärft. Die Landwirte machten sich Sorgen darüber, wer die Ernte einbringen soll. Und in kleinen Unternehmen wird viel über die Weitergabe der zusätzlichen Kosten an die Verbraucher gesprochen.
Dowding ist der Meinung, dass sich Arbeitnehmer auch in Zukunft in einer stärkeren Verhandlungsposition befinden könnten als in der Vergangenheit – insbesondere, wenn die expansive Fiskalpolitik und die negativen Realzinsen das Wachstum weiter befeuern.
„Marktteilnehmer sollten sich daher jetzt auf die Lohnentwicklung konzentrieren: Die Arbeitskosten sind als größter Kostenfaktor der Haupttreiber der Dienstleistungspreisinflation. Die in zwei Wochen zu erwartenden frischen Zahlen zu den Verbraucherpreisen in den USA werden viel Aufmerksamkeit bekommen. Wir gehen davon aus, dass die Kernpreise im Juni weiter gestiegen sind. Die durch die Decke gehenden Hauspreise könnten sich auch in höheren Mietkosten niederschlagen. Im Gütersektor dürften die anhaltende Angebotsverknappung sowie steigende Transportkosten ebenfalls preissteigernd wirken, worauf auch die jüngsten Einkaufsmanagerumfragen und die Inputkosten hindeuten.
Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor der Meinung: Wer den Anstieg der Inflation als rein vorübergehend bezeichnet, dürfte in den kommenden Tagen und Wochen eines Besseren belehrt werden“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Bluebay
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per 28. Februar 2021 mehr als 75 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.