Bluebay: "Rot-Rot-Grün bleibt vorerst recht unwahrscheinlich"
Während die Märkte das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole und die nächste EZB-Sitzung in den Blick nehmen, bewegt auch die in knapp vier Wochen bevorstehende Bundestagswahl die Anleger. Zwar schiebe sich derzeit der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz nach vorn, so Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Asset Manager Bluebay, in einem aktuellen Marktkommentar. Doch eine Koalition aus SPD, Die Linke und Grünen hält er für fraglich.
In den vergangenen Tagen wurde die Renditekurve steiler: Die US-Notenbank hatte angekündigt, ihre Entscheidung über den Beginn des Tapering, also den Ausstieg aus den Anleihekäufen, angesichts der Ungewissheit über die Ausbreitung der Delta-Variante bis November hinauszuzögern. Dowding: „Diese Entscheidung stützte die Stimmung für Risikoanlagen und führte dazu, dass Anleger von der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell auf dem Notenbanker-Treffen in Jackson Hole nur relativ wenig Neues erwarten.“
Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen eine gewisse Schwäche. Sie erklären sich laut Dowding zum Teil durch Eintrübungen im Ausblick von Unternehmen und Unsicherheiten in Bezug auf Covid-19. Ein Großteil des Abwärtstrends bei den Daten scheine nicht zuletzt auf die Engpässe bei den Lieferketten zurückzuführen zu sein, die sich teils erheblich auf die Produktion auswirken.
Nichtsdestotrotz ist der zugrunde liegende Trend bei den Wirtschaftsdaten nach wie vor stabil: In vielen Bereichen trifft ein Nachfrageüberhang auf ein reduziertes Angebot – was in naher Zukunft einen weiteren Aufwärtsdruck auf die Preise auslösen könnte, so Dowding.
Auch in Europa steht die Geldpolitik womöglich vor einer minimalen Abschwächung. Kommentare aus der EZB-Führung deuten darauf hin, dass die PEPP-Käufe nach der EZB-Sitzung im September verringert werden könnten. „Darüber mag man streiten; uns erscheint es allerdings in der Tat unwahrscheinlich, dass die Falken im EZB-Rat das PEPP verlängern beziehungsweise zum jetzigen Zeitpunkt weitere Ankaufprogramme für Vermögenswerte ankündigen wollen.
Die Konjunkturdaten im gesamten Euroraum zeigen sich nach wie vor vergleichsweise stark. Auch bei den Aussichten für das Jahresende bleiben wir optimistisch: Die europäische Finanzpolitik mit ihren sich auf ganz Europa erstreckenden Unterstützungsmaßnahmen wird die Wachstumsaussichten in den kommenden Quartalen begünstigen.
Knapp einen Monat vor der Bundestagswahl scheint sich die Wählergunst dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und seiner Partei zuzuneigen. Im Großen und Ganzen dürfte die Bundestagswahl keine große Bedeutung für die Finanzmärkte haben. Sollte es jedoch zu einer Koalition zwischen SPD, Die Linke und Grünen kommen (‚Rot-Rot-Grün‘), werden die Karten für die Märkte neu gemischt. Ein entschlossener Linksschwenk könnte zu einer finanzpolitisch noch weiter gelockerten Geldpolitik führen. Die Regeln des EU-Fiskalpakts könnten in größerem Umfang geändert werden – was sich positiv auf die EU-Spreads auswirken würde, während Bundesanleihen unter Druck gerieten. Dieser Wahlausgang bleibt jedoch vorerst recht unwahrscheinlich“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar Bluebay
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per 31. Mai 2021 mehr als 78 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.