Christie & Co: Keine Anzeichen nachlassendes Interesse chinesischer Investoren am Ausland
Der chinesische Staatsrat hat gemäß den Richtlinien der Zentralbank und der Finanzbehörden für Auslandsinvestitionen Beschränkungen bei „irrationalen” Auslandsinvestitionen in den Bereichen Immobilien, Hotellerie, Unterhaltung und Sport erlassen. In den vergangenen acht Monaten war daraufhin ein Rückgang der chinesischen Investitionen in Hotels gegenüber dem Vorjahr beobachtet worden, in dem grenzüberschreitende Hotelakquisitionen einen Rekordstand erreicht hatten. Die in jüngster Zeit beobachteten Entwicklungen ließen keine Anzeichen eines nachlassenden Interesses chinesischer Investoren am Ausland erkennen, schreibt der Immobilienberater Christie & Co. Es gäbe für chinesische Investoren verschiedene Wege, ihr Kapital im Ausland anzulegen.
„Chinesische Investoren müssen selbstverständlich die Richtlinien des Staatsrats befolgen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie zukünftig nicht mehr auf Einkaufstour im Ausland gehen werden“, sagt Dr. Joanne Jia, Head of Asia bei Christie & Co. „Der Standort Hongkong ist als eine der wettbewerbsstärksten Städte und freiesten Volkswirtschaften weltweit seit jeher erste Wahl für institutionelle chinesische Investoren und vermögende Privatpersonen. Viele chinesische Investoren schaffen sich nun ein Standbein in Hongkong oder haben sich dort bereits etabliert. Dadurch sind sie in der Lage, aufgrund der unterschiedlichen Finanzbestimmungen der örtlichen Regierung frei in diverse Sektoren zu investieren – vor allem in London“, erklärt Jia.
Die chinesische Regierung fördere Auslandsinvestitionen in den Branchen Gesundheitswesen, Kinderbetreuung und Bildungsprojekte. Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und der Abschaffung der Ein-Kind-Politik im Jahr 2015 stünde China vor der Herausforderung, in diesen Bereichen Einrichtungen zu schaffen. Christie & Co. verweist auf den Bloomberg-Sunset-Index-2017 wonach Chinas Wirtschaft zu den Top-Fünf-Nationen weltweit zähle, die der steigenden Zahl von Rentnern nicht mehr ausreichend Unterstützung bieten könnten. Das Land nimmt laut dem Global-AgeWatch-Index von HelpAge International, mit dem Länder nach dem sozialen und wirtschaftlichen Wohlbefinden älterer Menschen bewertet werden, den 52. Platz ein. Die chinesische Regierung würde Staatsbetriebe und Großkonzerne zu Auslandsinvestitionen in den genannten Bereichen ermuntern, beobachte aber einen Kapitalabfluss. „Projektentwickler und Unternehmen sollen Firmen im Ausland übernehmen und das dort erworbene Know-how in China nutzbringend anwenden. Wir wurden bereits von einigen Investoren angesprochen, die Interesse an diesen Branchen zeigten“, beschreibt Jia die Situation.
Mit der Absicht, die Kluft zwischen urbanen und ländlichen Gebieten zu verringern und gleichzeitig den Inlandstourismus anzukurbeln, würde die chinesische Regierung mit der Einführung von Maßnahmenpaketen den Bauunternehmen Unterstützung bei der Errichtung von Kultur- und Tourismusdörfern anbieten. Bis zum Jahr 2020 sollten rund 1.000 Städte gebaut werden. Bei diesen handele es sich um Tourismuskomplexe mit Merkmalen wie Naturlandschaften, historischem Erbe oder themenorientierten Attraktionen. Einige Entwickler bauten berühmte Städte oder Orte nach. Andere Baufirmen führten mit weltbekannten Themenparkkonzernen wie Lego Land und Universal Studios Gespräche, wie deren Know-how im Rahmen von Joint Ventures genutzt werden könnte. „Vor allem Übernahmen und Joint Ventures sind zwei übliche Formen der Kooperation, wobei europäische Unternehmen dabei allerdings gewisse Bedenken haben mögen“, weiß Jia. Laut der Immobilienexpertin seien im Bereich Gesundheitswesen und Kinderbetreuung vor allem mögliche Abstriche bei der Servicequalität aufgrund der Überexpansion innerhalb kürzester Zeit ein Thema sowie Probleme bei Fragen der Governance und Compliance. Zudem sei die Ausarbeitung eines langfristigen maßgeschneiderten Plans unerlässlich, der eine Überexpansion ausschließe, betont Jia. Im Zusammenhang mit Kultur- und Tourismusdörfern stehe bisweilen die Befürchtung im Raum, dass es zu einem Verlust der Kontrolle über geistiges Eigentum kommen könne.
Quelle: Pressemitteilung Christie & Co.
Christie & Co. mit Hauptsitz London ist ein Immobilienberater mit den Spezialgebieten Hotellerie, Gastronomie, Pflege, Kinderbetreuung, Einzelhandel, Freizeit und Medizin. (TS1)