Colliers: Niedrige Wohneigentumsquote in Deutschland ist kein Skandal
Nach Zahlen von Eurostat liegt die Quote von Deutschen, die in ihrem Heimatland über Wohneigentum verfügen, bei 47 Prozent. Das sind 22 Prozent weniger als der Durchschnitt aller EU-Staaten. Unter den Kommentatoren des deutschen Wohnmarktes ist es üblich, die hohe Mietquote von 53 Prozent als gesellschaftlichen Nachteil zu brandmarken, weil die Schaffung von Wohneigentum noch immer als sicherste Form der Altersvorsorge gilt, so merkt das Immobilienberatungsunternehmen Colliers an.
„Es ist richtig und wichtig, dass sich insbesondere junge Menschen vermehrt mit den Möglichkeiten von Wohninvestments beschäftigen sollten, um Eigentum zu bilden. Viele sind von den vermeintlich hohen Einstiegspreisen abgeschreckt und fokussieren sich deshalb nicht auf die langfristigen Vorteile. Genauso richtig ist aber, dass der deutsche Mietmarkt im internationalen Vergleich ein außergewöhnlich hohes Maß an Mieterschutz und Markttransparenz bietet. Das Mieten einer Wohnung ist in Deutschland daher deutlich attraktiver als in den meisten anderen europäischen Ländern und dieser Punkt wird in der Analyse häufig ausgeblendet“, sagt Felix von Saucken, Head of Residential bei dem Immobilienberater Colliers in Deutschland.
In Ländern des östlichen Europas beispielsweise ist die Wohneigentumsquote deutlich höher als in Deutschland. Rumänien liegt mit einer Quote von 94,8 Prozent im europäischen Vergleich an der Spitze, gefolgt von der Slowakei, Serbien, Kroatien, Montenegro und Ungarn, die alle eine Wohneigentumsquote von über 90 Prozent aufweisen. Als vorbildliches Beispiel zur Altersvorsorge durch Immobilieninvestments werde häufig Polen genannt. Dort liegt die Wohneigentumsquote bei 87 Prozent. Auch die Länder des südlichen Europas weisen eine deutlich höhere Wohneigentumsquote auf als Deutschland. In Portugal liegt sie bei 78 Prozent, in Spanien bei 76 Prozent und in Italien bei 74 Prozent. Während deutsche Banken zum Teil auf bis zu 30 Prozent Eigenkapital der Käufer bestehen, sind die Finanzierungskonditionen beispielsweise in Spanien weniger restriktiv gehandhabt. In Zeiten der lockeren Geldpolitik war es in Spanien keine Seltenheit, einen Wohnungskauf zu 100 Prozent mit einem Bankdarlehen zu finanzieren. Zudem war der Bau bezahlbarer Wohnungen in Spanien lange Zeit politisch stark gefördert, was bis heute in diversen Regionen zu massiven Leerständen in Folge des demografischen Wandels führe. „Die sorgfältige Finanzierungsprüfung deutscher Banken bei Wohninvestments hat unter anderem dazu geführt, dass Deutschland besser durch die Finanzkrise von 2008 gekommen ist als andere europäische Staaten. Daher sollten wir hier von den hohen deutschen Standards auch nicht abweichen, um Kreditausfallrisiken weiterhin niedrig zu halten und den Finanzmarkt zu stabilisieren“, sagt von Saucken. (DFPA/mb1)
Die Colliers International Deutschland GmbH ist ein Immobilienberatungsunternehmen und an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden vertreten.