Der Markt für Mittelstandsanleihen verändert sich
Im letzten Jahr wurde der Markt für Mittelstandsanleihen geprägt durch Ausfälle und Insolvenzen. Das Team um Ralf Meinerzag vom „Steubing German Mittelstand“ kommentiert im aktuellen „Standpunkt German Mittelstand“ Zustand und Perspektiven dieses Segments: Auch wenn man bei Mittelstandsanleihen von einem Markt für High-Yield-Anleihen sprechen könne, halten die Steubing-Experten den Markt nicht für tot. Einen vielversprechenden Weg sehen sie vielmehr in der stärkeren Zuwendung hin zu institutionellen Investoren.
„Es gibt durchaus kleine und mittlere Unternehmen, die eine stärkere risikoorientierte Kapitalaufnahme brauchen, die sie nicht über den klassischen Kreditweg aufnehmen können. Gleichzeitig sind die Zinsen weltweit so niedrig, dass das Kapital bereit ist, höhere Risiken für höhere Zinsen einzugehen“, führt Meinerzag aus. Oft fehle es aber an einer transparenten Informationspolitik. Die Mehrzahl der Emittenten versuche sich auf dem Kapitalmarkt mit der Begebung einer Anleihe zu etablieren. Der klassische Mittelständler aber möchte nur ungern kommunizieren, und die emissionsbegleitenden Banken und Agenturen sehen sich häufig (wenn es nicht anders vertraglich festgehalten worden ist) nur bis zur ersten Zeichnung im Lead. Danach haben sie nur noch einen begrenzten Einfluss auf das Unternehmen. Bei einem Markt, der vom Vertrauensvorschuss lebe und durch Illiquidität geprägt sei, führten Gerüchte aber sehr schnell zu einer abwärtsdrehenden Kursspirale.
Eine Lösung seien da die in den letzten Monaten vermehrt auf den Markt gekommenen Privatplatzierungen. Der Emittent und die begleitende Bank müssten nicht die Öffentlichkeit suchen, da sie ihr Angebot ausschließlich an institutionelle Investoren machen. Gleichzeitig könne die Privatplatzierung auch eine Art Versuchsballon in einer Nische sein, um zu testen, wie der Markt die Begebung einer öffentlichen Anleihe annehmen würde. Meinerzag: „Privatplatzierungen sollten aber unbedingt in der Hand von institutionellen Anlegern bleiben und nur durch Fonds für Privatkunden zugänglich gemacht werden. Denn gerade bei der Beurteilung von Privatplatzierungen ist ein professionelles Research unumgänglich.“
Quelle: „Standpunkt German Mittelstand“
Die Steubing AG ist eine 1987 gegründete Wertpapierhandelsbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Die Schwerpunkte ihrer Geschäftstätigkeit sind der Handel und das elektronische Orderrouting in börsennotierten Aktien, Anleihen, Zertifikaten und Optionsscheinen. Der „Steubing German Mittelstand Fund I“ investiert in Mittelstandsanleihen aus dem deutschsprachigen Raum. (AZ)