Deutsche Banken beschleunigen MiFID II-Umsetzung
Die Banken in Deutschland machen Fortschritte bei der Umsetzung der MiFID II-Richtlinie (Markets in Financial Instruments Directive). 70 Prozent der Institute haben bereits Projekte begonnen, so ein Ergebnis der dritte Auflage der Bankenstudie „MiFID II Readiness Index“ der Unternehmensberatung PPI. Im Frühjahr dagegen hätten zwei von drei Instituten noch nicht einmal in der Startlöchern gestanden. Dennoch laufe das Gros der Banken dem Zeitplan hinterher. Die aktuelle MiFID II-Readiness liege bei 28 Prozent, anstatt der eigentlich bis Ende September geforderten 50 Prozent.
Nachdem die Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA in ihrem finalen Bericht Juni 2015 über technische Regulierungs- und Durchführungsstandards für mehr Klarheit gesorgt hatte, starteten viele Banken mit der Projektplanung. Etwa drei Viertel der Banken und Sparkassen rechneten dabei mit Gesamtkosten von nicht mehr als einer halben Million Euro, um die MiFID-II-Auflagen zu erfüllen. 82 Prozent sehen zudem erheblichen Handlungsbedarf, ihre IT-Systeme MiFID-II-konform umzurüsten. Einer der Hauptaufwandstreiber sei die künftige Einhaltung der neuen Regeln zur Aufzeichnung von Telefongesprächen oder elektronischen Mitteilungen in Bezug auf Kundenaufträge. „Wie hoch der Anpassungsbedarf konkret ausfallen wird, wird sich erst zeigen, wenn MiFID II in nationales Recht umgesetzt worden ist. Es kann gut sein, dass Institute im Frühjahr ihre Budgetplanungen noch einmal korrigieren“, sagt Christian Appel, Experte für Banken-Compliance bei PPI.
Die größten Erlösausfälle erwarten die Banken durch die Einschränkung der Zuwendungen. 40 Prozent rechneten mit einem starken Einbruch in der Anlageberatung durch den Stopp von Vertriebsprovisionen. Für 20 Prozent reiße das Verbot der Zuwendungen in der Portfolioverwaltung Löcher in die Erlöskasse. Studienleiter Appel empfiehlt, das Regelwerk auf Handlungsoptionen zu überprüfen, um negative Auswirkungen auf das Geschäftsmodell zu verringern. „Das Zuwendungsverbot betrifft beispielsweise nur die ‚unabhängige‘ Beratung und die Vermögensverwaltung. Ein Finanzdienstleister ist allerdings nicht gezwungen, sich als ‚unabhängig‘ zu bezeichnen und sich dadurch zum Angebot einer eigenen breiten Produktpalette und zum Verzicht auf Provisionen von Produktlieferanten zu verpflichten.“
Die EU-Kommission überlege jedoch, den Start der Finanzmarktreform um ein Jahr auf Januar 2018 zu verschieben. Das würde den Banken bei der Umsetzung gerade recht kommen. „Eine Verschiebung würde viele Banken mit Nachholbedarf entlasten. Die Institute erfahren im Frühjahr 2016 verbindlich, worauf sie sich einstellen müssen und müssten diese Anforderungen dann nicht innerhalb weniger Monate realisieren“, erklärt Appel.
Quelle: Pressemitteilung PPI
Die PPI AG ist eine Unternehmensberatung für Banken und Versicherungen mit Hauptsitz in Hamburg. Mit rund 400 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2014 rund 52 Millionen Euro Umsatz in den Geschäftsfeldern Consulting, Software-Entwicklung, Business Intelligence und Produkte. (Stand: 31. Dezember 2014) (AZ)