Deutscher Wohnungsmarkt zeigt sich krisenfest
In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres wechselten Wohnimmobilien für etwa 15,8 Milliarden Euro den Eigentümer. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 29 Prozent. Auch das Fünf-Jahres-Mittel wurde um 29 Prozent übertroffen. Die Zahl der gehandelten Einheiten belief sich in den vergangenen neun Monaten auf nahezu 125.000 und lag damit um 39 Prozent über dem Vorjahreswert. Maßgeblich verantwortlich dafür war allerdings das Auftaktquartal. Im zweiten und dritten Quartal - den „Corona-Quartalen“ - lagen die Volumina mit jeweils etwa 3,2 Milliarden Euro um 24 Prozent beziehungsweise 27 Prozent unter dem Quartalsdurchschnitt der vergangenen fünf Jahre. So das Ergebnis einer Analyse des Immobiliendienstleisters Savills.
„Dass die Volumina in den vergangenen zwei Quartalen unterdurchschnittlich waren, ist jedoch kein Ausdruck einer Zurückhaltung der Investoren. Die Investorennachfrage nach Wohnimmobilien ist ungebrochen und nimmt sogar spürbar zu. Limitierender Faktor bleibt das Angebot“, konstatiert Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany.
Mit einem Transaktionsvolumen von über 2,6 Milliarden Euro war Berlin erneut der mit Abstand umsatzstärkste Markt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging das Transaktionsvolumen in der Hauptstadt jedoch um 42 Prozent zurück. „Weiterhin sorgt im Berliner Markt der Mietendeckel für eine hohe Verunsicherung. Einige Investoren machen daher vorerst einen Bogen um die Stadt“, beobachtet Nemecek.
Im bisherigen Jahresverlauf verzeichneten zudem die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen eine hohe Investmentaktivität. Die insgesamt überschaubare Anzahl an Portfolioverkäufen konzentrierte sich fast ausschließlich auf diese drei Bundesländer, wo auch einige Pakete mit einer Einheitenzahl im vierstelligen Bereich den Eigentümer wechselten.
Auch wenn aufgrund der Covid-19-Pandemie bisher keine Auswirkungen auf die Mieten oder Preise festzustellen sind, könnte die Pandemie mittelfristig zu einigen räumlichen Verschiebungen der Nachfrage führen. „Durch die Lockdown-Erfahrung und eine stärkere Homeoffice-Nutzung, könnte die bereits vor der Pandemie zu beobachtende Suburbanisierung einen zusätzlichen Schub bekommen“, glaubt Matti Schenk, Associate Research Germany bei Savills, und konkretisiert: „Vor allem gut angebundene Umlandstandorte mit entsprechender Infrastrukturausstattung dürften stärker in den Fokus rücken“. Beim Blick auf das Transaktionsvolumen lässt sich im bisherigen Jahresverlauf allerdings noch kein stärkeres Engagement der Investoren erkennen. Das Transaktionsvolumen in den Umlandregionen der Top-7-Städte belief sich in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres auf 547 Millionen Euro und lag damit um 18 Prozent unter dem Wert im Vorjahreszeitraum.
„Dass der deutsche Wohnungsmarkt sich bislang nahezu unbeeindruckt von der Pandemie zeigt, untermauert den Status von Wohnimmobilien als sicherer Anlagehafen, insbesondere in Deutschland“, erklärt Nemecek und prognostiziert: „Da die Nachfrage nach risikoarmen aber stabilen Anlagemöglichkeiten so hoch ist wie selten zuvor, dürfte zukünftig noch mehr Kapital nach Produkt im Markt suchen.“ Vorbehaltlich erneuter deutlicher Einschränkungen des öffentlichen Lebens sei es daher wahrscheinlich, dass die Aktivität am Wohninvestmentmarkt perspektivisch wieder spürbar zunimmt. Sehr wahrscheinlich werde das Vorjahrestransaktionsvolumen von 17,2 Milliarden Euro in diesem Jahr deutlich übertroffen werden. Damit würde am Ende des Krisenjahres 2020 das zweitumsatzstärkste Jahr aller Zeiten. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Savills
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt über 39.000 Mitarbeiter in mehr als 600 Niederlassungen weltweit.