Die Einkommensungleichheit in Deutschland hat sich nicht wesentlich verändert
Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass die Einkommensverteilung in Deutschland trotz einschneidender Pandemiejahre bemerkenswert stabil ist. Das gehe aus vorläufigen Zahlen des Mikrozensus hervor.
Der Gini-Koeffizient, der die Verteilung der Einkommen misst – bei einem Wert von 0 erhalten alle Personen das gleiche Einkommen, bei einem Wert von 1 hat einer alles, alle anderen nichts – hat sich im Jahr 2022 gegenüber 2019 nur marginal verändert und bleibt bei etwa 0,30 Punkten. Im Osten lag der Wert 2022 mit 0,27 Punkten auf demselben Niveau wie vor der Pandemie.
Immer weniger Ostdeutsche sind der Studie zufolge von Armut bedroht. Das traditionelle Ost-West-Gefälle beim Armutsrisiko verschwindet immer mehr. So sei zum Beispiel in Thüringen der Anteil der Armutsgefährdeten seit 2012 um ganze 21 Prozent zurückgegangen. Im Westen steige die Niedrigeinkommensquote leicht, das hänge aber vor allem mit dem stärkeren Zuzug Geflüchteter zusammen.
Die Deutschen glauben der Studie zufolge an eine bessere Zukunft. 84 Prozent aller Eltern erwarten, dass es ihren eigenen Kindern später gleich gut oder besser gehen wird. Gerade jüngere Menschen sind mit Blick auf die eigenen Chancen optimistisch.
Der Anteil der Reichen an der Bevölkerung ist seit einem Jahrzehnt nahezu unverändert. Die sogenannte Einkommensreichtumsquote – also der Anteil der Personen, die mehr als das doppelte des Äquivalenzeinkommens zur Verfügung haben – lag im Jahr 2022 bei 7,7 Prozent und damit auf einem ähnlichen Niveau wie 2019. Überhaupt habe sich der Wert in den vergangenen 15 Jahren kaum verändert, so das IW.
„Der wichtigste Schutz vor Armut bleibt Arbeit. Das wissen die allermeisten Deutschen“, sagt IW-Verteilungsexperte Maximilian Stockhausen. „Abgesänge auf die soziale Gerechtigkeit im Land sind überzogen.“ Sozialer Aufstieg sei in Deutschland möglich, das werde von den Menschen mehrheitlich auch so wahrgenommen. „Deutschland besitzt außerdem ein gut funktionierendes Sicherungssystem, das sich in der Pandemie bewährt und größere soziale Verwerfungen verhindert hat.“ (DFPA/AZ)
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein.