Digitaler Wandel und Wettbewerb bedrohen traditionelle Finanzierungsanbieter
Das Consumer Finance-Geschäft in Europa wird in den nächsten Jahren weiter wachsen. Aber der Preis für weiteres Wachstum ist hoch, denn die Renditen kommen immer mehr unter Druck. Dazu kommt: Die zunehmende Digitalisierung sorgt für wachsenden Wettbewerb durch Online-Banken sowie branchenfremde Marktteilnehmer mit digitalen Geschäftsmodellen und schafft so Handlungsbedarf für die traditionelle Finanzbranche. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie „Future of European Consumer Finance“ von der Beratungsgesellschaft Roland Berger und Eurofinas. Befragt wurden Führungskräfte von 118 Banken und Kreditinstituten in 21 europäischen Ländern. Demnach liegen die größten Herausforderungen in den kommenden drei Jahren zum einen in der Optimierung der Vertriebskanäle sowie der Marketing- und Preisstrategie, zum anderen in der Anpassung von IT-Infrastruktur und Operations.
„Die niedrigen Zinsen werden auch in den kommenden Jahren für eine starke Nachfrage nach Konsumentenkrediten sorgen“, sagt Wolfgang Hach, Partner von Roland Berger. „Allerdings stellen Fintech-Unternehmen mit ihren innovativen Geschäftsmodellen die traditionellen Banken vor große Herausforderungen.“ Besonders bei einfachen Produkten wie Autofinanzierungen oder Konsumentenkrediten werden daher die Margen weiter sinken. Dementsprechend erwarten mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) in den kommenden drei Jahren eine Konsolidierung der Branche; 70 Prozent sehen eine Bedrohung ihres Geschäfts etwa durch Wettbewerber oder neue Anbieter im Onlinebereich.
Für mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer stellt die Digitalisierung den wichtigsten Trend der kommenden Jahre dar. Dementsprechend gehen auch mehr als die Hälfte davon aus, dass bis 2018 die meisten ihrer Vertragsabschlüsse voll digitalisiert sein werden. Ende 2014 waren es 20 Prozent. Dabei erwarten die meisten eine deutliche Zunahme der reinen Online-Abschlüsse, auch wenn die persönliche Beratung nach wie vor den Hauptkanal darstellt. Eine stärkere Digitalisierung und Automatisierung erscheint für 90 Prozent der Befragten prioritär. Denn für die Finanzbranche wird eine kurze Zeit zwischen Kreditantrag und –zusage wettbewerbsentscheidend. „Hier sollten Banken aktiv werden, denn mit ihren traditionellen Geschäftsmodellen können sie diese Anforderungen nicht mehr erfüllen“, sagt Martin Krause-Ablass, Experte für Konsumentenfinanzierung bei Roland Berger.
Entsprechend zeigt sich das Bild bei der Frage nach angestrebten Verbesserungen: So wollen 60 Prozent der Onlineanbieter die Zeit zwischen Antrag und Zusage verkürzen, über 80 Prozent aller Befragten planen den Einkaufsprozess (Customer Journey) über alle Vertriebskanäle zu verbessern und Daten effizienter zu nutzen. Als die drei wichtigsten strategischen Themen bis 2018 ergibt die Umfrage die Optimierung der Vertriebskanäle, die Anpassung der Marketing- und Preisstrategie und die Verbesserung der IT-Infrastruktur und der Operations.
Quelle: Pressemitteilung Roland Berger
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine Unternehmensberatung. Die Gesellschaft ist mit über 2.400 Mitarbeitern in 50 Büros in 36 Ländern vertreten. (JF1)