Digitalisierungstrends in der Versicherungswirtschaft: "Ernüchterung und Neuorientierung"
Die Begeisterung über den Wirkungsgrad der neuen IT-Trends im Versicherungsvertrieb aus dem Vorjahr bröckelt. Der primäre Ansatzpunkt - besonders der neuen Wettbewerber aus der InsurTech-Szene - war die Kundenschnittstelle, wesentlich getrieben durch die App-Entwicklung und nicht so sehr durch die Digitalisierung der Folgeprozesse. Dieser Ansatz scheint trotz aller Anfangserfolge seine Grenzen erreicht zu haben und wird von traditionellen Wettbewerbern kaum aufgegriffen. So die Ergebnisse der aktuellen Befragung des Softwareentwicklers Biss unter 45 Experten aus Versicherungs-, Vertriebs- und Beratungsgesellschaften.
„Nachvollziehbar ist es schon, wenn der IT-Trends-Indikator (die gewichtete Bedeutung aller IT-Trends für den Versicherungsvertrieb) vom Hoch bei 71 Prozent 2016 nun wieder auf gut 59 Prozent zurückgeht, denn trotz aller PR ist die große Disruption durch Digitalisierung bisher ausgeblieben und deutet sich auch nicht unbedingt am Horizont an“, so Bernhard Schneider, Leiter Vertrieb und Marketing bei Biss.
Dennoch sei die Digitalisierung der kundenrelevanten Prozesse nicht vorbei, denn es gebe neben der Ernüchterung eine Neuorientierung bei den digitalen Prioritäten, so der Eindruck aus den aktuellen Befragungsergebnissen. Die Optimierung kundenrelevanter Prozesse (Integration von Innen- und Außendienst, Kundenservice, Inter- und Extranet zum Beispiel) erweisen sich einmal mehr als Top-Trends, andere wie die Social-Media-Integration verlieren weiter an Interesse.
Zu den Gewinnern zählen die befragten Experten alle Applikationen, die die Kundenschnittstelle attraktiver machen, von mobilen Apps für den situativen Versicherungsabschluss bis hin zu Kundenportalen. Controlling- und Schadenthemen dagegen haben ebenso an Bedeutung eingebüßt, wie Multimedia-Unterstützung im Vertrieb. Trends wie Robo-Advice und Blockchain-Technologie werden noch verhalten betrachtet und für die nächste Zukunft eher als weniger bedeutend eingeschätzt.
Einigkeit herrscht bei Infrastrukturthemen: Der Einsatz von Prozess- und Datenstandards hat auf hohem Niveau erneut zugelegt und erreicht teilweise hundertprozentige Zustimmung. Ebenfalls große Bedeutung haben weiterhin Big Data und Business Intelligence (BI).
Beim Umsetzungsvorgehen ist der Kauf von Software und deren Anpassung an die Gegebenheiten des Unternehmens (Buy and Customize) inzwischen der präferierte Weg gegenüber der Eigenentwicklung. Der Kauf von Fremdsoftware ist – wo attraktive Optionen vorhanden sind – eine bedeutende Alternative. Auch die wachsende Präferenz für webbasierte Applikationen – nicht nur, aber vor allem in der Mobile IT – lässt sich als Bemühung zur Kosten- und Komplexitätsreduktion interpretieren, selbst wenn sich das in der Praxis nicht immer realisieren lässt, ohne Kompromisse einzugehen.
Auch wenn die Bedeutungseinschätzung technischer Trends am Point of Sales and Service 2017 insgesamt abgenommen haben, sei die Digitalisierung als solche nicht weniger wichtig geworden. Vielmehr würde aus Sicht von Biss mit der Ernüchterung die Differenzierung bald die zweite Innovationswelle kommen, wenn auch unter Umständen unter einem neuen Label.
Quelle: Pressemitteilung Biss
Die Gesellschaft für Büroinformationssysteme mbH (Biss) entwickelt und implementiert Anwendungssysteme für das Kundenmanagement von Versicherungsunternehmen und Finanzdienstleistern. (JF1)