Dr. Klein: Bauzinsen bleiben volatil
Der Zinsanstieg ist noch nicht zu Ende: Eine erneute Erhöhung der Leitzinsen bei der kommenden Sitzung der EZB ist so gut wie sicher, heißt es im aktuellen Zinskommentar des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein.
Immobilienkäufer hatten es in den letzten Wochen mit schwankenden Zinsen für Baufinanzierungen zu tun: Nach Signalen der US-amerikanische Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB), dass ihre Geldpolitik weiterhin restriktiv bleiben könnte, reagierten die Märkte. Als Folge zogen Baufinanzierungsanbieter Anfang Juli ihre Zinssätze an – zum Teil um rund nullkommadrei Prozentpunkte. Michael Neumann von Dr. Klein geht aber nicht von einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung aus: „Seit rund einem dreiviertel Jahr sehen wir intensive Schwankungen auf einem Niveau zwischen dreikommafünf und gut vier Prozent für zehnjährige Zinsbindungen. Der letzte Anstieg ist da keine Ausnahme, die Zinskurve geht wieder zurück: Nach positiven Arbeitsmarktdaten und fallender Inflation in den USA setzt sich aktuell die Hoffnung durch, dass die Notenbanken spätestens im vierten Quartal einen neutralen Kurs einschlagen.“ Der repräsentative Bestzins für ein zehnjähriges Immobiliendarlehen beträgt laut Dr. Klein aktuell 3,53 Prozent.
Zwar sinkt die Inflation allmählich, aber die Kerninflation hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. Sie gilt als Gradmesser für den generellen Preistrend und ist im Juni wieder auf fünfkommafünf Prozent gestiegen, im Mai waren es fünfkommadrei Prozent. Nach dem Zinsentscheid im Juli erwartet Michael Neumann, Vorstand von Dr. Klein daher noch einen weiteren Zinsschritt im September. Er rechnet aber nicht mit größeren Sprüngen bei den Baufinanzierungszinsen: „Zwei kleine Zinsschritte würden die Märkte nicht überraschen, daher sehe ich in Summe für die nächsten Wochen keinen generellen Anstieg des Bauzinsniveaus. Aber es wird weiterhin hohe Schwankungen geben“, schätzt Neumann.
Für die zweite Jahreshälfte ist der Inflationsausblick auf 2024 entscheidend: Haben die aktuellen Erwartungen der EZB Bestand? Momentan gehen die Zentralbänker von einem Durchschnitt von drei Prozent aus – damit sind sie optimistischer als beispielsweise die Deutsche Bundesbank. „Sollte sich abzeichnen, dass die EZB auch diese Inflationsprognose kassieren und wieder nach oben korrigieren muss, könnte sie gezwungen sein, länger an ihrem restriktiven Kurs festzuhalten als aktuell vom Markt erwartet“, meint Neumann. „Dieses Szenario ist momentan nicht in die Bauzinsen eingepreist – und daraus ergäbe sich Potenzial für einen Zinsanstieg. Dann wären auch über vier Prozent für zehnjährige Immobilienfinanzierungen im Herbst möglich.“ (DFPA/BM1)
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