Emerging Markets: Kurzfristig unter Druck – attraktive Chancen auf lange Sicht
Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern (Emerging Markets/EM) erleben bislang ein schwieriges Jahr. Die Benchmark, der JP Morgan GBI-EM Index, ist seit Jahresbeginn um 10,5 Prozent gesunken. Allein im zweiten Quartal fiel der Index um 10,4 Prozent, erholte sich im Juli und verlor im August erneut 6,1 Prozent. „Die Schwäche im August unterschied sich allerdings deutlich von jener im zweiten Quartal, als der US-Dollar stärker wurde und im Gegenzug die Schwellenländer schwächer notierten“, schreibt Mike Biggs, Investment Manager bei GAM Investments, in einem Marktkommentar.
„Da EM-Währungen stark mit dem US-Dollar korrelieren, kamen die Verluste nicht überraschend. Doch im August gaben die Schwellenländer stärker nach als angesichts der Entwicklung des US-Dollars zu erwarten war“, so Biggs Die Gründe dafür seien verschiedenen Entwicklungen auf Ebene der einzelnen Länder, wie beispielsweise der Situationen in der Türkei, Argentinien und Brasilien, geschuldet.
„Trotz der bislang in diesem Jahr enttäuschenden Wertentwicklung beurteilen wir die Aussichten für Lokalwährungsanleihen dank der soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten weiterhin positiv – insbesondere aufgrund der attraktiven Bewertungen.“ Besonders entscheidende Faktoren seien die Wachstumsaussichten und die Zahlungsbilanz, die beide aus Sicht von GAM solide seien.
Nach historischen Maßstäben sei das Kreditwachstum gering und schwächer als das nominale BIP-Wachstum, was dazu führe, dass die Verschuldungsquote der Schwellenländer im Verhältnis zum BIP sinke. „Wir erwarten, dass sich das Kreditwachstum wenigstens bis auf das Niveau des nominalen BIP-Wachstums beschleunigt. Bis dahin dürfte der positive Kreditimpuls das reale Wachstum der Privatnachfrage unterstützen.“ Es sei zwar kurzfristig möglich, dass das Kreditwachstum weiter nachgebe. Solche Rückgänge seien aber kaum von Dauer. „In unseren Augen sind die Wachstumsaussichten so gut wie in den letzten drei Jahren – und wenn das Wachstum in den Emerging Markets stark ist, entwickeln sich dort in der Regel auch die Finanzmärkte ganz gut.“
Die Aussichten für die Zahlungsbilanz hätten sich in vergangener Zeit etwas getrübt. Ende des zweiten Quartals seien die lokalen Währungen der Schwellenländer unter Druck geraten, auch aufgrund schlechter werdender Handelsbilanzen. „Die Gesamtverschlechterung der Handelsbilanzen der Emerging Markets verschleiert jedoch einige interessante zugrunde liegende Trends“, sagt Biggs. „Verantwortlich für die Verschlechterung ist allein Asien, allen voran die nicht im GBI-EM enthaltenen Länder Korea, Taiwan und Indien.“
In den übrigen Schwellenländern verbessere sich die Handelsbilanz weiter. „Wir erwarten, dass die Handelsbilanzen der Emerging Markets in den kommenden Monaten solide bleiben und sich in jenen Ländern verbessern werden, die von idiosynkratischen Problemen erschüttert wurden, wie Argentinien und die Türkei.“ Sollte sich darüber hinaus der US-Dollar so stabilisieren, wie der Experte es erwarte, dürften die Emerging Markets wieder Kapitalzuflüsse verzeichnen, dank des stärkeren Wachstums und der hohen Renditen.
„Kurz gesagt: Wir glauben, dass das aktuell geringe Kreditwachstum ein gutes Zeichen für die zukünftigen Wachstumsaussichten ist und die derzeit niedrigen Kapitalzuflüsse das Abwärtsrisiko der EM-Währungen begrenzen. Insgesamt denken wir, dass diese Risiken nun weitgehend eingepreist sind. Zudem bedeuten die soliden Fundamentaldaten, dass die Emerging Markets besser gegen Risiken aufgestellt sind als in der Vergangenheit.“
Quelle: Pressemitteilung GAM
Die GAM Holding AG ist ein börsennotierter Asset Manager mit Sitz in Zürich. Er ist 2009 durch die Ausgliederung des Asset Managements der Julius Bär-Gruppe entstanden. Unter den Marken „GAM“ und „Julius Bär Funds“ bietet er Anlagelösungen für Institutionen, Finanzintermediäre und Privatkunden an. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 900 Mitarbeiter in 13 Ländern und verwaltet per 31. März 2018 Vermögen von 162,3 Milliarden Schweizer Franken (138,1 Milliarden Euro). (JF1)