European Banking Study: ESG bietet einzigartige Chance für Banken
Das Jahr 2020 und die Covid-19-Pandemie haben bei Europas Banken tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch erweist sich der Bankensektor im Ganzen als recht stabil. Das sind Ergebnisse der European Banking Study 2021 der Strategie- und Managementberatung zeb. Für viele Institute ergebe sich ein zweigeteiltes Bild: Einerseits gingen die Gewinne der 50 größten Banken insgesamt um mehr als die Hälfte zurück und die durchschnittliche Eigenkapitalrentabilität sank weiter von 6,4 Prozent im Jahr 2019 auf nur rund drei Prozent im Jahr 2020. Andererseits stelle sich die Kapitalausstattung der Banken im Durchschnitt weiter gut dar.
Viele Institute konnten ihre Eigenkapitalposition erhöhen und damit die Kapitalquoten verbessern. Hauptgrund für den Gewinnrückgang waren laut Studie steigende Risikokosten: Sie erreichten den höchsten Wert der vergangenen sieben Jahre. Anders als in der Finanzkrise konnten aber 80 Prozent der betrachteten Banken die Belastungen aus dem operativen Gewinn stemmen. Nur zehn der großen europäischen Institute hätten Verluste geschrieben. In den folgenden Monaten wird es für die Banken darum gehen, die weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Doch die nächste Herausforderung stehe bereits vor der Tür: ESG (Environment, Social, Governance), der neue Megatrend des 21. Jahrhunderts. Insbesondere Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel gewinnen in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion an Bedeutung. Regulatoren und politische Behörden drängen die Banken dazu, ESG-bezogene Anforderungen zu erfüllen.
Die Studie identifiziert drei Schlüsselbereiche für regulatorische Initiativen im europäischen Bankensektor - jedoch mit unterschiedlichem Konkretisierungsgrad: (nicht finanzielle) Berichterstattung & Offenlegung, Stresstests & Risikomanagement sowie Kapitalanforderungen. Insgesamt stelle die Studie fest, dass viele wichtige Fragen im Zusammenhang mit ESG noch unbeantwortet sind. Selbst etablierte Ratingagenturen kämen in ihrer Einschätzung der ESG-Profile von Banken und Unternehmen zu unterschiedlichen Ergebnissen oder stellten nur in begrenztem Umfang Daten zu Verfügung. Die Entwicklung von belastbaren Ratingsystemen für das eigene Geschäft werde deshalb eine Kernherausforderung.
Ein anderer, unternehmerischer Blickwinkel auf die ESG-Herausforderung offenbare ein hohes Chancenpotenzial für Banken. Soll bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgase um circa 55 Prozent erreicht werden, seien hohe klimarelevante Investitionen über alle volkswirtschaftlichen Branchen hinweg erforderlich. Die EU-Kommission geht allein in Europa von einem direkten Finanzierungsvolumen in Höhe von jährlich 1.000 Milliarden Euro aus - konservativ geschätzt. Für Banken könnte dies nach Schätzungen von zeb zusätzliche Erträge von fast 27 Milliarden Euro pro Jahr oder 270 Milliarden Euro bis 2030 bedeuten. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung zeb
Die zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh (zeb) wurde 1992 gegründet und ist eine Strategie- und Managementberatung für Financial Services in Europa. In Deutschland unterhält ZEB Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz).