Feri: "Gezeitenwende an den Finanzmärkten"
Der Dezember zähle typischerweise zu den freundlichen und schwankungsarmen Monaten an der Börse. Deutliche Verluste seien zum Jahresausklang die absolute Ausnahme. Nicht so im abgelaufenen Jahr. Schlechter als im Dezember 2018 war die Wertentwicklung des US-Leitindex S&P 500 in einem Dezembermonat nur im Jahr 1931. Damit sind die Vorzeichen für das Börsenjahr 2019 alles andere als gut, schreibt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation bei der Investmentgesellschaft Feri-Gruppe, in einem Marktkommentar.
Baitinger sieht in der leichten Erholung der Märkte zu Beginn des neuen Jahres vor allem eine technische Gegenbewegung, ausgelöst durch die Zusicherung der US-Notenbank, die Zinswende zu drosseln oder notfalls sogar komplett zu stoppen. Beim Blick auf die fundamentalen Daten deute jedoch vieles darauf hin, dass sich die Märkte, ausgehend von den USA, in einem strategisch negativen Zyklus befänden. Wichtige Vorlaufindikatoren signalisierten Baitinger zufolge, dass die US-amerikanische Wirtschaft an Dynamik verliere. Erste Bremsspuren zeigten sich bereits im Immobilienmarkt. Auch die Auftragslage und die Gewinnschätzungen der US-Unternehmen lassen nach. Hinzu komme die Haushaltssperre, der sogenannte Shutdown, der das Land lähmt. Setzt Präsident Trump weiterhin auf Konfrontation, könnte dies ernste realwirtschaftliche Folgen haben und die Konjunktur des Landes zusätzlich bremsen, schätzt Baitinger. Unter diesen Voraussetzungen fehle den Märkten derzeit die Phantasie, um an eine echte Fortsetzung der Börsenavancen zu glauben.
Eine Mitschuld daran, dass das Anlagejahr 2018 auch in der Breite der Assetklassen so ungewöhnlich schlecht verlaufen ist, gibt Baitinger auch den unverändert sehr niedrigen Zinsen. Anders als beim Ausbruch der Finanzkrise 2008, stehen Zinspapiere heute nicht mehr als Ausgleichsposition für schwache Aktienmärkte zur Verfügung. Damit machten sich die Konsequenzen der ultra-lockeren Geldpolitik, durch die die Zinsniveaus jahrelang künstlich nach unten manipuliert wurden, jetzt schonungslos bemerkbar. Bis sich die Zinsen hinreichend normalisiert haben, werde es im günstigsten Fall voraussichtlich Jahre dauern. Im ungünstigen Fall drohe der Eurozone eine monetäre „Japanifizierung“, bei der das Wirtschaftswachstum durch wiederkehrende Liquiditätsspritzen und dauerhaft tiefe Zinsen künstlich am Leben gehalten wird, so Baitinger. Vor diesem Hintergrund erscheinen für Baitinger „Buy and Hold“-Strategien in nächster Zeit nicht erfolgsversprechend, gefragt seien vor diesem Hintergrund vielmehr dynamische und taktische Ansätze erfahrener Vermögensverwalter, die auf Opportunitäten reagieren und Chancen ergreifen können.
Quelle: Marktkommentar Feri-Gruppe
Die Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die 1987 gegründete Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34 Milliarden Euro betreut, darunter rund sieben Milliarden Euro alternative Assets. (JF1)