Fintechs: Im Firmenkundengeschäft noch keine Konkurrenz zu Banken
Bei Privatkunden von Banken und Sparkassen sind Fintechs wie Paypal oder Auxmoney mittlerweile bekannt. Für das Firmenkundengeschäft steht dieser Wandel noch aus: Kreditplattformen, spezialisierte Zahlungsverkehrsdienstleister oder Unternehmensportale sind bei Unternehmern noch wenig präsent. Dies sind Ergebnisse der Studie „Geschäftsbeziehungen von Firmenkunden zu Banken“ der Unternehmensberatung Kampmann, Berg & Partner. Für die Studie befragte das Institut Forsa 200 Geschäftsführer, Vorstände und Entscheider aus mittelständischen Unternehmen.
„Die Zusammenarbeit mit Fintechs spielt für Unternehmen bisher kaum eine Rolle“, sagt Marc Jochims, der die Studie bei Kampmann, Berg & Partner betreut hat. „Die Mehrzahl der Firmen vertraut auf ihre Hausbank als langfristigen Partner“, so Jochims. Im Vergleich zu Privatkunden seien sie weniger wechselfreudig, legten besonderen Wert auf einen persönlichen Ansprechpartner und eine hohe Kontinuität der Kundenbeziehung. Gewährleiste eine Bank diese Kundenanforderungen, so ließen sich Unternehmen nicht einfach mit Kostenvorteilen zu einem innovativen, plattformgestützten Anbieter locken.
Die gute Nachricht für die Banken: Noch hat die Mehrheit der Mittelständler die innovativen Alternativen auch gar nicht entdeckt. 86 Prozent der Entscheider können aus dem Stegreif kein Fintech-Unternehmen nennen. Erst auf Nachfrage geben 29 Prozent an, einen Anbieter zu kennen. Bei den jüngeren Managern bis 45 Jahre, die digitale Services auch privat nutzen, sind es jedoch 38 Prozent.
„In vielen Unternehmen kündigt sich ein Generationenwechsel auf der Chefetage an - und viele ältere Manager lassen sich von jungen Mitarbeitern inspirieren“, sagt Jochims von Kampmann, Berg & Partner. „Die Banken sollten daher mit der Weiterentwicklung digitaler Anwendungen für Firmenkunden nicht zurückstehen und gezielt den Schulterschluss zu Fintechs suchen, die strategisch zu ihnen passen.“ Auch Firmenkunden von Direktbanken sind besonders offen für neue Lösungen, wie die Studie zeige. Eine Revolution der Fintechs im Firmenkundengeschäft erwartet die Unternehmensberatung Kampmann, Berg und Partner zumindest im Bereich der Finanzierung jedoch auch mittelfristig nicht: „Kreditplattformen sprechen vor allem Startups und Kleinunternehmen an. Für größere Firmen spielt die individuelle persönliche Betreuung mit festem Ansprechpartner eine wichtige Rolle, die Fintechs nicht bieten können“, so Experte Jochims. Auch die Ansprüche an Produkt und Konditionen könnten Fintechs in dieser Zielgruppe aktuell nicht erfüllen. Inwieweit andere digitale Services auf Offenheit und Interesse stoßen, bleibe abzuwarten.
Was Mittelständler, die mit dem Digitalangebot ihrer Bank hadern, von der Suche nach Alternativen abhält, seien auch Datenschutzbedenken. Für sechs von zehn Entscheidern ist dieser Aspekt bei Onlinelösungen wichtiger als eine komfortable Bedienung oder der Nutzwert. Besonders große Firmen legen Wert auf Datenschutz: Bei den Entscheidern aus Unternehmen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern bevorzugen zwei Drittel diesen Aspekt, im Vergleich zu 46 Prozent bei Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern.
Quelle: Pressemitteilung Kampmann, Berg & Partner
Kampmann, Berg & Partner berät schwerpunktmäßig Finanzdienstleister unter anderem zu Geschäftsmodellen, Vertriebsprozessen, Marketingstrategien sowie Corporate Finance und Outsourcing. Das Unternehmen wurde im Jahr 1999 gegründet. (mb1)