Fürst Fugger: "Die Kehrseite der rückläufigen Inflation"
Bislang gingen die meisten Marktbeobachter davon aus, dass uns eine erhöhte Inflation noch länger begleiten werde. Seit Kurzem seien jedoch andere Signale wahrnehmbar, schreibt Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Laut Behring lassen insbesondere die Inflationsdaten aus Spanien aufhorchen: Im Juni lag die Teuerung der Verbraucherpreise dort nur noch bei 1,9 Prozent, also sogar unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch die Kerninflation sank von 6,1 auf 5,9 Prozent.
In den USA liegt die Inflation aktuell bei vier Prozent und auch die monatlichen Steigerungsraten senden Entspannungssignale - im Mai etwa nur noch 0,1 Prozent. Für Behring ist das ein Trend, der anhalten dürfte. Vor allem die Energiepreise seien drastisch gesunken. Aber auch zahlreiche Sonderfaktoren beginnen, sich zu normalisieren. Ein Beispiel seien die infolge der Lieferengpässe stark gestiegenen Gebrauchtwagenpreise.
Für Behring wären dies alles grundsätzlich gute Nachrichten, gäbe es da nicht eine Kehrseite: „Die Entspannung bei den Preissteigerungen ist die Folge einer sich zunehmend abkühlenden Konjunktur“, gibt er zu bedenken. Beispielsweise sei der vielbeachtete Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in den USA zu Monatsbeginn deutlich schwächer ausgefallen. Dies deute auf eine nahende Konjunkturabschwächung hin. Ausgenommen sei lediglich der Dienstleistungssektor.
Auch in Europa verdichten sich die Anzeichen einer nachgebenden Konjunktur. So habe der ZEW-Index zuletzt sowohl für Deutschland als auch für Europa eine verschlechterte Wirtschaftsstimmung gemessen. Für Behring eine erwartbare Entwicklung im Zuge der Inflationsbekämpfung: „Die Abkühlung der Wirtschaft ist der Preis für eine restriktivere Geldpolitik.“ Aktuell seien die Märkte noch recht stark auf das Thema Inflation fixiert. Der Experte erwartet jedoch eine Veränderung: „Im Laufe der Sommermonate dürfte sich die Aufmerksamkeit verlagern: weg von der Inflationsangst, hin zur Rezessionsangst.“ Sollten sich im Verlauf der nächsten Monate die konjunkturellen Vorzeichen stärker eintrüben, sei davon auszugehen, dass dies auch an den Aktienmärkten ein Thema werde. Dabei sei die Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte derzeit bemerkenswert, so Behring. Er setze daher weiter auf Aktien, wenn auch mit klarer Ausrichtung. „Für die kommenden Monate empfehlen wir, den Aktienanteil eher defensiv auszurichten und vor allem auf Titel mit hoher Qualität, guten Bilanzen und niedrigen Bewertungen setzen“, so Behring abschließend. (DFPA/JF1)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.