Fürst Fugger: Hohe Zinsen und Aktiengewinne - kein Widerspruch
Das Aufatmen war laut zu hören: Keine Zinserhöhung in den USA - zunächst. Die EZB kündigte im gleichen Atemzug eine direkte Fortsetzung ihrer mittlerweile sehr straffen Zinspolitik an. Auf keiner Seite des Atlantiks klangen die Zinsentscheide der Zentralbanken also nach einer echten Lockerung. Für Oliver Grass, Portfoliomanager der Fürst Fugger Privatbank, stellt sich in seinem aktuellen Marktkommentar die Frage, wie schlimm die Auswirkungen höherer Zinsen tatsächlich wären.
Laut Grass blende die reflexartige Angst vieler Marktteilnehmer vor Zinserhöhungen die Komplexität der Zusammenhänge an den Märkten aus. Zunächst bleibe ein Grunddilemma: Nach der massiven Geldflutung in den vergangenen 15 Jahren hätten sich die Bilanzsummen der Zentralbanken um die Faktoren 3,5 (Fed) beziehungsweise (EZB) vervielfacht. Die Zentralbanken hätten also noch das Rätsel zu lösen, wie sie nach dieser Dekade billigen Geldes jemals wieder in eine Normalität kommen könnten, ohne schwerwiegende wirtschaftliche Schäden anzurichten. In dem aktuellen Umfeld erwarteter Rezession, rückläufiger Unternehmensgewinne und anhaltender Inflation wäre dies der Fall, wenn Anleihenkäufe nachhaltig zurückgefahren oder Anleihen eher verkauft würden, um die Staatshaushalte wieder aufzufüllen. „Die Explosion der Renditen an den Kapitalmärkten und der Inflationsraten hatten ein Blutbad in den Portfolios von Anleiheinvestoren angerichtet. Diese Wunden sind noch nicht verheilt“, so Grass. Trotz der stark angestiegenen Renditen werde ein Inflationsausgleich dadurch nicht erreicht.
Anders die Aktien, erläutert Grass: „Wir haben ganz deutlich gesehen, dass sich mit Aktien auch bei hohen Inflationsraten hohe Realrenditen erzielen lassen.“ In den vergangenen zwei Jahren hätten die positiven Beiträge der Aktienanlagen die häufig zweistellig negativen Ergebnisse der Anleihen spürbar abgemildert. Dabei würden die Aktienmärkte Unterschiede aufweisen, meint Grass: „In den USA werden die Kursanstiege fast ausschließlich von den hochkapitalisierten Technologiewerten getragen. In Europa geht die Entwicklung deutlich mehr in die Breite.“ Auch gebe es günstig bewertete Qualitätstitel. Es biete sich daher an, Depotanteile von Technologiewerte in Richtung solch solider Titel mit Aufholpotential umzuschichten - zumindest teilweise. (DFPA/JF1)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.