Fürst Fugger: Italien schreckt die Märkte auf
Dass ausgerechnet die rechtspopulistische italienische Regierung unter Giorgia Meloni eine Übergewinnsteuer auf Bankengewinne verhängen will, hat die Märkte dann doch überrascht. Was sie davon halten, zeigte die Reaktion: massive Kursrückgänge beim Bankensektor, aber auch größere Spreads, insbesondere bei italienischen Bankenanleihen, schreibt Oliver Grass, Portfoliomanager der Fürst Fugger Privatbank, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Für Grass tragen derlei Nachrichten aus Europas drittgrößter Volkswirtschaft nicht gerade dazu bei, die ohnehin gedrückte Stimmung an den Märkten zu heben: „In Europa haben wir zwar reale Gewinnsteigerungen und in der Folge Kursanstiege gesehen, aber an den niedrigen Bewertungsniveaus hat das nichts geändert.“ In den USA habe der KI-Hype zwar die Kurse der Technologiewerte mit einem aktuellen Bewertungsaufschlag von 30 Prozent befeuert. Aber auch nur die. „In der Breite hat der US-Aktienmarkt auch keine höheren Bewertungsniveaus gesehen, sondern lediglich eine Anpassung an die Gewinnsituation.“ Die europäischen Technologietitel seien deutlich günstiger als die im historischen Vergleich hoch bewerteten US-Technologie-Werte. Gerade die hätten den Löwenanteil zu den Indexanstiegen in den USA beigetragen. Gleichzeitig seien sie besonders zinsempfindlich.
Aus Sicht von Grass dürfe nicht vergessen werden, dass die historisch mit Abstand schwächsten Börsenmonate August und September gerade erst begonnen haben. Und das in einem anspruchsvollen Umfeld. „Auch wenn sich die US-Wirtschaft einer Rezession noch hartnäckig widersetzt: der Dreiklang aus Saisonalität, Marktstimmung und einer möglichen Korrektur bei den Bewertungen der dominanten Tech-Werte machen eine Korrektur der Aktienmärkte zumindest wahrscheinlich“, so Grass. In dieser Phase sei es denkbar, dass die Rentenmärkte Morgenluft witterten, meint der Experte. Seiner Meinung nach sollten Anleger die Entwicklung jedoch genau im Blick behalten: „Mittelfristig sollten wir uns auf niedrigere Kurs- und Bewertungsniveaus einstellen.“
Dies bedeute nicht zwangsläufig, dass es zu dramatischen Ergebniseinbrüchen echter Qualitätstitel komme. Grass: „Tatsächlich könnten positive Überraschungen nach einem leichten Rückgang den Weg frei machen für eine höhere Bewertung des Gesamtmarkts.“ Und auch dafür gebe es ein weites Feld: von der Stärke einer möglichen Rezession über die Situation in China oder eine trotz allem stabilen Konsumentennachfrage bis hin zu wider Erwarten prosperierenden Arbeitsmärkten. (DFPA/JF1)
Die Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Augsburg. Die Bank versteht sich als professioneller Finanzdienstleister für alle Anliegen rund um die private Geldanlage vermögender Privatkunden.