Geldanlage mit Fintechs: Anbieter bei Bankkunden noch wenig bekannt
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins auf null zu senken, verschärft die Situation für alle Sparer, denen damit möglicherweise ein realer Wertverlust ihrer Anlage droht. Eine Alternative können Anbieter außerhalb der klassischen Bankenwelt bieten. Doch deren Bekanntheit ist noch gering. Lediglich jeder fünfte Finanzentscheider und -mitentscheider (20 Prozent) kennt mindestens einen der neuen Anbieter, die alternative Formen der Geldanlage über digitale Kanäle anbieten. Dies sind die Ergebnisse der ersten Befragungswelle des „Yougov-Fintech Tracker“ des Marktforschungsinstituts Yougov, für den rund 1.000 private Finanzentscheider und -mitentscheider vom 1. März 2016 bis 7. März 2016 internetrepräsentativ befragt wurden.
Die Befragungsergebnisse zeigen ebenfalls, dass Männer, die in der Regel eher Geldanlagen besitzen, mit 26 Prozent häufiger mindestens einen der Anbieter kennen als Frauen (14 Prozent). Dass die alternativen Anbieter aber dennoch auf ein durchaus großes Marktpotenzial stoßen, wird deutlich, wenn man die Personen betrachtet, für die ein Abschluss einer Geldanlage in den nächsten sechs Monaten infrage kommt: Hier kennt sogar schon fast jeder Zweite (47 Prozent) einen der Anbieter. „Potenzial im Bereich der innovativen Möglichkeiten der Geldanlagen scheint also durchaus vorhanden zu sein. Allerdings stehen die Anbieter hier einigen großen Herausforderungen gegenüber“, sagt Andre Soldwedel, Consultant in der Finanzmarktforschung bei Yougov. „Zunächst sind die potenziellen Kunden davon zu überzeugen, dass das persönliche Portfolio einen gewissen Anteil an Aktienfonds erfordert, um einer möglichen Entwertung des Vermögens zu begegnen. Zusätzlich müssen Ängste genommen werden, dass eine Anlage am Aktienmarkt hoch-riskant sei.“
In einer gestützten Abfrage zählt „Weltsparen“ mit neun Prozent zu den bekanntesten Anbietern. Geringere Bekanntheitswerte erreichen „Wikifolio“, „Cashboard“, „Easyfolio“ und „Moneymeets“ (jeweils drei Prozent). Anbieter wie „Vaamo“ oder „Scalable Capital“, die mithilfe von kostengünstigen Exchange Traded Funds (ETF) eine attraktive Rendite versprechen, sind mit zwei beziehungsweise einem Prozent nahezu unbekannt, so die Studie. Bei Personen, für die der Abschluss einer Geldanlage infrage kommt, sind die Bekanntheitswerte dieser beiden Anbieter aber bereits doppelt so hoch.
„ETFs, Baustein der sogenannten Anlageroboter, sind keinesfalls ‚Zocker-Papiere‘, erzeugen jedoch vielfach schlicht durch ihre geringe Bekanntheit ein gewisses Unbehagen“, sagt Soldwedel. „Es ist erforderlich, die Kunden davon zu überzeugen, dass eine automatisierte Anlageempfehlung nicht nur Kostenvorteile mit sich bringt, sondern auch einer Empfehlung durch einen klassischen Bankberater in nichts nachstehen muss.“
Der „Yougov-Fintech Tracker“ untersucht folgende Anbieter von Geldanlagen: „Cashboard“, „Easyfolio“, „Fintego“, „Ginmon“, „Moneymeets“, „Quirion“, „Scalable Capital“, „Vaamo“, „Weltsparen“, „Wikifolio“ und „Zinspilot“.
Quelle: Pressemitteilung Yougov
Die Yougov Deutschland AG ist die deutsche Niederlassung der weltweit tätigen Yougov-Gruppe mit Hauptsitz in London und 28 Standorten in Europa, den USA, dem Nahen Osten, Afrika und Asien. Das Marktforschungsinstitut hat sich auf die Erforschung der Finanzdienstleistungs- und Versicherungsmärkte spezialisiert. (JF1)