"Großbritannien: Ein Lehrstück über populistische Wirtschaftspolitik"

Das dramatische Scheitern der Steuerreformpläne der neuen britischen Regierung ist ein Lehrstück über populistische Wirtschaftspolitik. schreibt Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt des Investmenthauses Feri-Gruppe, in seinem aktuellen Marktkommentar.

Aus Sicht von Angermann muss das Vorhaben von Prime-Ministerin Liz Truss und ihrem Finanzminister Kwasi Kwarteng, eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik zu machen, die sich an Margaret Thatcher oder Ronald Reagan orientiert, grundsätzlich nicht falsch sein. Auch wenn die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik der 1980er Jahre nicht alle Probleme gelöst und insbesondere in Fragen der Verteilungsgerechtigkeit auch manche neuen Probleme geschaffen habe, sei es unstrittig, dass Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen damals starke Wachstumskräfte freisetzten. Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Großbritannien sei jedoch eine andere: Das größte Problem seien derzeit nicht zu hohe Steuersätze, sondern die hohe Inflation, die auf der Insel bereits seit dem Sommer mehr als zehn Prozent beträgt und im Herbst weiter steigen wird. Ohne die jüngst beschlossene Deckelung der Gaspreise wäre sie nach Einschätzung der Zentralbank auf bis zu 18 Prozent gestiegen. Dabei treiben laut Angermann nicht nur die Energiepreise die Inflation nach oben, sondern eine strukturelle Über-Nachfrage bei gleichzeitig begrenzten Angebotskapazitäten. Die Arbeitslosenquote liegt unter vier Prozent, was einen klaren Anstieg der Löhne zur Folge habe. Die Bank of England habe deshalb bereits Ende vergangenen Jahres eine deutliche geldpolitische Straffung eingeleitet und ihren Leitzins seitdem siebenmal um insgesamt mehr als zwei Prozentpunkte angehoben.

„In einer solchen Situation den Spitzensteuersatz zu senken ist keine gute Idee: Denn geringere Steuern fachen naturgemäß die gesamtwirtschaftliche Nachfrage an und sind damit ein zusätzlicher Treiber der Inflation, der sich die Zentralbank doch gerade entgegenstemmen will. Die Fiskalpolitik muss deshalb derzeit nicht nur in Großbritannien einen Balanceakt vollbringen: Eine Begrenzung des Anstiegs der Energiepreise scheint notwendig, um soziale Härten zu mindern und massenhafte Insolvenzen von Unternehmen infolge des plötzlichen Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit zu verhindern. Eine zu stark expansive Fiskalpolitik wirkt jedoch inflationssteigernd und konterkariert die Geldpolitik. Im Falle Großbritanniens kommt verschärfend hinzu, dass damit sowohl die hohe Staatsverschuldung von mehr als 140 Prozent des BIP als auch das hohe Leistungsbilanzdefizit von mehr als fünf Prozent des BIP weiter nach oben getrieben werden. Eine Ausweitung dieses Zwillingsdefizits ist generell eine Ursache für eine schwächere Währung, und so war es eigentlich nicht überraschend, dass die Finanzmarktakteure umgehend auf den offenkundigen Widerspruch zwischen Fiskal- und Geldpolitik mit einer drastischen Abwertung des Pfunds reagierten und damit innerhalb kürzester Zeit eine Kehrtwende erzwangen. Sie legten damit einen der zentralen Schwachpunkte populistischer Wirtschaftspolitik schonungslos offen: Die neue britische Regierung blendete komplexe Zusammenhänge um des schnellen Effekts willen vollständig aus und verließ sich darauf, dass es die Wähler nicht so schnell merken würden. In diesem Fall ging die Rechnung offenkundig nicht auf“, so Angermann. (DFPA/JF1)

Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von 55 Milliarden Euro, darunter rund 15 Milliarden Euro alternative Investments. Die Feri-Gruppe unterhält neben dem Hauptsitz in Bad Homburg weitere Büros in Düsseldorf, Hamburg, München, Luxemburg, Wien und Zürich.

www.feri.de

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