Immobiliendienstleister bekräftigt Wohnraumbedarf für Zuwanderer
Vor einem Jahr hatte der Immobiliendienstleister Aengevelt für die Jahre 2015 bis 2017 einen kurzfristigen Gesamtbedarf von etwa 450.000 Wohnungen aus Bestand und Neubau für Zuwanderer prognostiziert. Sanierung und preisgünstiger Wohnungsneubau seien auch weiterhin notwendig, deshalb bleibe die Wohnungsbedarfs-Prognose von Aengevelt unverändert: Das Unternehmen geht von je 700.000 Zuwanderern in den Jahren 2016 und 2017 aus.
Selbst bei dem minimalen pro-Kopf-Flächenbedarf von 15 Quadratmetern - was der Fläche in Gemeinschaftsunterkünften entspricht, der tatsächliche Wohnflächendurchschnitt in Deutschland liegt bei über 40 Quadratmetern pro Person - benötigten die tatsächlichen beziehungsweise erwarteten Zuwanderer ein Mindest-Wohnflächenangebot von rund 36 Millionen Quadratmetern. Dies entspricht - bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 80 Quadratmetern - einem Bedarf von knapp 190.000 Wohnungen in 2015 beziehungsweise zusätzlich je 130.000 Wohnungen in 2016 und 2017. In Summe sind dies 450.000 Wohneinheiten, bei kleinteiligerer Struktur entsprechend mehr.
Der demografische Schrumpfungsprozess bei einem Sterbeüberschuss von derzeit 250.000 Personen jährlich fängt aktuell nur ein Viertel bis ein Drittel, im Jahrzehnt danach maximal die Hälfte der Zuwanderung ab: Stirbt beispielsweise in einem Zweipersonen-Haushalt einer der Partner, verbleibt der andere in der Regel in der Wohnung, so dass der theoretisch freiwerdende Wohnraum dem Markt nicht zur Verfügung steht.
Bei einem mittleren Aufwand von 1.200 Euro pro Quadratmeter aus gut erhaltenem Bestand, Sanierung und Neubau (letzterer derzeit mit Kosten von rund 2.500 Euro pro Quadratmeter) wird für diesen „Dreijahresbedarf“ (2015 bis 2017) also ein Investment von rund 43 Milliarden Euro benötigt, danach mittelfristig rund neun Milliarden Euro pro Jahr.
Im Jahr 2015 erfolgte noch kein markanter Zusatzwohnbau, die Kommunen griffen für Flüchtlinge auf Leerstand (soweit vorhanden) sowie Behelfs- und Zwischenlösungen zurück. Auch 2016 und 2017 werden laut Aengevelt trotz verbesserter Fördermaßnahmen und serieller Bauten aufgrund von Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten von zwei bis vier Jahren bei weitem nicht ausreichend viele Wohnungen fertiggestellt werden: Die relevanten Baugenehmigungen steigen gegenwärtig jährlich um etwa zehn Prozent, so dass für 2016 mit etwa 25.000 und 2017 mit rund 50.000 Wohnungen mehr gerechnet werden kann als 2015 (Fertigstellungsvolumen: rund 250.000 Wohneinheiten). Dies entspreche einem Sechstel des Zusatzbedarfs aus Neubau. Fünf Sechstel müssen entsprechend aus dem Bestand kommen. Dabei soll die Wohnsitzauflage für Asylbewerber sicherstellen, dass dazu weiterhin vordringlich regionaler Wohnungs-Leerstand genutzt wird.
Insbesondere in den Wachstumskernen und wirtschaftsstarken Groß- und Mittelstädten mit breitem Arbeitsplatzangebot fehle es massiv an günstigem, einkommensgerechtem Wohnraum. Dies gelte nicht nur für verbleibende Flüchtlinge, sondern für breite, finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsschichten. Entsprechend bedürfe es sofort einer deutlichen Ankurbelung des mietgünstigen Wohnungsneubaus. Denn erschwingliches Wohnen für breite Mieterkreise werde allein durch konsequent nachhaltige Erhöhung des räumlich bedarfs- und vor allem einkommensgerechten Angebotes möglich.
Quelle: Pressemitteilung Aengevelt
Aengevelt ist ein Immobiliendienstleister mit Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen wurde 1910 gegründet und hat rund 130 Mitarbeiter. (mb1)