Immobilienkredite: Konkurrenz aus dem Internet
Fintechs und Online-Plattformen drängen immer stärker auf den Kreditmarkt. Ein Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt: Banken müssen flexibler werden, um den Trend nicht zu verpassen. Denn die neuen Wettbewerber und Technologien bieten vor allem Kunden viele Vorteile.
Tausende investierten online in Projekte oder verleihen im Internet ihr Geld – die Digitalisierung mache es möglich. Was bei Start-ups schon gang und gäbe ist, bleibe bei der Immobilienfinanzierung noch das berühmte Neuland. Doch Crowdlending – eine Alternative zum klassischen Bankenkredit – sei auf dem Vormarsch. Organisiert werde dies von Online-Plattformen und Fintechs. Es gehe um einen Billionen-Markt, denn allein die Wohnimmobilienkredite in Deutschland seien rund 1.200 Milliarden Euro wert.
In der gewerblichen Finanzierung hätten sich Fintechs bereits etabliert. Zwar sehe das bei der privaten Immobilienfinanzierung anders aus, doch auch dieser Markt werde immer digitaler, die Zeit zwischen Antrag und Kreditzusage werde kürzer, das Angebot vielfältiger. Die Kunden könnten flexibler agieren, der Markt werde dadurch schneller. Fintechs deckten unter anderem oft riskantere Kredite ab, die Banken nicht übernehmen. Das biete auch Potenziale zur Immobilienfinanzierung.
„Die neuen Angebote wirken aber nicht disruptiv. Sie werden die klassischen Anbieter nicht vollständig verdrängen“, prognostiziert IW-Immobilienökonom Michael Voigtländer. So fehle ihnen derzeit häufig noch die wichtige Reputation bei den Kunden, die erst langsam aufgebaut werden könne. Zudem könnten die etablierten Anbieter im personalintensiven Immobilienkreditgeschäft aktuell noch ihre Größenvorteile ausspielen. Doch die Banken müssten sich der rasanten Entwicklung kontinuierlich anpassen und schlankere, flexiblere Strukturen aufbauen, um auch zukünftig mithalten zu können. „Sie sollten außerdem verstärkt mit Fintechs kooperieren und sie als externe Denkfabriken nutzen“, rät IW-Wissenschaftlerin Barbara Engels. Nur so könnten sie sichergehen, die Digitalisierung nicht zu verpassen, sondern sie aktiv mitzugestalten.
Quelle: Pressemitteilung IW Köln
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) mit Hauptsitz in Köln, einem Hauptstadtbüro in Berlin und einer Verbindungsstelle in Brüssel ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Unternehmen und Verbänden der privaten Wirtschaft finanziert und setzt sich für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein. (mb1)