Immobilienwirtschaft: Staat treibt Bau- und Grundstückskosten und damit Mieten in die Höhe
In der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Hauptverursacher steigender Mieten fest: Es sind die Vermieter, die nach dem schnellen Gewinn streben. Wenig bekannt sind dagegen Maßnahmen, die aus Sicht der Bevölkerung tatsächlich geeignet sind, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, so der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA). Der Ausschuss hat anlässlich des 7. Tages der Immobilienwirtschaft am heutigen 11. Juni in Berlin eine Forsa-Umfrage zum Wohnungsmarkt in Auftrag gegeben und die verbreiteten Vorurteile einem Faktencheck unterzogen. Das Ergebnis: Der Öffentlichkeit sei zwar bewusst, dass vor allem die Nebenkosten für steigende Mieten verantwortlich sind, werfe aber dennoch den Vermietern vor, durch ihr Gewinnstreben die Preise zu treiben.
„Die steigenden Mieten einseitig unangemessenem Gewinnstreben von Vermietern zuzuschreiben, ist zu kurz gedacht. Vermieter arbeiten mit einer Rendite von teils weniger als vier Prozent. Ihre Marge ist demnach moderat und erklärt die aktuelle Situation an den Wohnungsmärkten nur unzureichend. Über viele Jahre wurde die Notwendigkeit adäquater Rahmenbedingungen für den Neubau unterschätzt. Steuererhöhungen und zunehmende Regulierung sind keine Merkmale nachhaltiger Wohnungspolitik", sagt Thomas Zinnöcker, Vizepräsident des ZIA und Vorstand des Wohnungsunternehmens Deutsche Annington Immobilien SE.
Der ZIA verweist auf eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) die besage, dass vor allem energetische Anforderungen, kommunale Auflagen und technische Normen sowie die Grundstückspreise erhebliche Kostentreiber im Wohnungsbau seien. Der Staat trage einen maßgeblichen Anteil an der aktuellen Entwicklung, denn er halte zahlreiche Instrumente in der Hand, um den bezahlbaren Wohnungsbau auf ein ausreichendes Niveau zu heben und die Märkte zu entspannen. „Wir haben verschiedene wirkungsvolle Instrumente ausgemacht, mit denen der Staat – also Bund, Länder und Kommunen – das Bauen attraktiver machen können“, sagt Professor Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte im IW Köln.
„Bauen statt regulieren“, so lautet eine Forderung des ZIA. Die wichtigsten Sofortmaßnahmen seien, städtebauliche Verträge auf den Prüfstand zu stellen, Bauflächenausweisungen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, die geplante nächste Verschärfung der Energieeinsparverordnung (EnEV) auszusetzen und die Abschreibungsmöglichkeiten für Neubauten zu verbessern.
Quelle: Pressemitteilung ZIA
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) ist ein Interessensverband der Immobilienwirtschaft. Mit seinen Mitgliedern, darunter 25 Verbände, spricht er für 37.000 Unternehmen der Branche. (mb1)