Index zur Eurozone: Oberflächliche Entspannung
Die Situation in der Eurozone hat sich im August bislang entspannt. Der „Sentix Euro Break-up Index“ (EBI) des Beratungsunternehmens Sentix, der die Wahrscheinlichkeit eines Auseinanderbrechens der Eurozone misst, fällt um 4,6 auf 15,7 Punkte und liegt damit wieder unterhalb der „magischen“ 20-Punkteschwelle. Ausgehend von einer gesunkenen Risikowahrnehmung für die Euro-Peripherie schätzen die Anleger das Risiko für ein Auseinanderbrechen geringer ein. Risiken gehen weiterhin von der latenten Lage der Banken in Italien sowie der schwachen konjunkturellen Lage aus.
Seit Ausbruch der Eurokrise korrelierten Krisenmeldungen beziehungsweise Krisengipfel auffallend häufig mit EBI-Werten über 20 Punkten. Dementsprechend könne aus Sicht der Anleger vorerst Entwarnung für die Eurozone gegeben werden, was sich deutlich an den jeweiligen Länderscores ablesen lasse: Positiv falle im August besonders die Entwicklung Griechenlands auf. Keine Neuigkeiten seien mittlerweile gute Nachrichten aus Anlegersicht. Dementsprechend verringere sich die Skepsis aus den Vormonaten. Der EBI-Länderindex fällt auf 8,6 zurück. Dies ist der niedrigste Wert seit fast zwei Jahren. Auch die im Juni/Juli sprunghaft angestiegenen Risiken eines Austritts der Niederlande und Spanien verflüchtigen sich im August. Die Sorgen nach dem überraschenden Brexit Votum seien damit fast vollständig zerstreut.
Von einer „nachhaltigen“ Erholung der Situation in Euroland sind wir laut Sentix aber noch ein Stück entfernt, schließlich deute der parallel errechnete Index des Ansteckungsrisikos weiterhin erhebliches Gefahrenpotenzial an. Zwar schätzen die Investoren die Ansteckungsrisiken geringer ein als noch einen Monat zuvor, bei den Risikoscores der einzelnen Länder werde aber deutlich, dass die Lage der Banken in Italien von den Anlegern weiterhin als sehr bedrohlich empfunden wird. Vorbehalte gegenüber Italien können mittlerweile auch anhand der Sentix-Länderindizes für Griechenland und Italien abgelesen werden.
Auch auf der makroökonomischen Ebene gebe es Sprengstoff: Die konjunkturelle Lage sei bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2015, trotz ultra-expansiver Geldpolitik und „quantitative easing“, auf dem Rückzug. Beobachtet werde eine inverse Beziehung zwischen konjunktureller Lagebewertung, gemessen am Sentix-Konjunkturindex, und wahrgenommenes Ausbreitungsrisiko der Eurokrise. Je robuster die Anleger die wirtschaftliche Lage bewerten, desto geringer sei die Sorge, dass sich einzelne Krisenherde ausbreiten.
Quelle: Pressemitteilung Sentix
Die Sentix GmbH ist ein auf Anlegerverhalten und Anlegerpsychologie spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Sitz in Limburg an der Lahn. Die Basis bildet eine unabhängige Investorenbefragung. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als führenden, unabhängigen Anbieter von Stimmungsindizes und verhaltensorientierten Daten in Europa. (mb1)